Der Leim der Crashpropheten
Crashpropheten nutzen Fehlinformationen und Panikmache als Verkaufsstrategie. Verbraucher werden nicht geschützt, sondern getäuscht!
Crashpropheten haben noch immer Konjunktur. Sie verkaufen Bücher wie geschnitten Brot, werden auf YouTube hunderttausendfach geklickt und vermarkten gleich noch ihre Anlageberatung oder gar eigene Fonds. Die Methode ist stumpf, aber wirkungsvoll. Mit einer Mischung aus Halbwissen, Falschinformationen, rhetorischen Tricks und Selbstinszenierung werden Zuschauer und Leser beschallt, hin und wieder auch mit einem Fuß über der Grenze zur Verschwörungstheorie.
Die Story geht dabei immer in etwa so: Die nächste Finanzkrise steht vor der Tür, die Wirtschaft wird unter Schuldenbergen und Hyperinflation zusammenbrechen. Schuld sind die bösen Politiker und Zentralbanker mit ihrer Gelddruckerei, die sich dabei noch selbst bereichern und ihre Macht ausbauen wollen. Dafür brechen sie Gesetze und arbeiten im Hintergrund schon längst am neuen Geldsystem. Verlierer sind die Sparer, die schamlos enteignet werden. Genau das wollen die Crashpropheten vermeiden. Sie geben sich als Anwalt der vermeintlich Inflationsgeprellten und der kommenden Krisenverlierer. Die Bedrohung wird zusammengereimt. Mit finanziellem Verbraucherschutz und Aufklärung im Sinne des Gemeinwohls hat das allerdings wenig zu tun. Im Gegenteil: Es widerspricht allem, was man unter Verbraucherschutz verstehen könnte.
Einer der bekanntesten Crashpropheten ist Marc Friedrich. Aus dem studierten Betriebswirt ist ein Bestsellerautor, Youtuber, und Honorarberater mit eigenem Fonds geworden. Sich selbst beschreibt er zudem als Vordenker und Freigeist. Um die fragwürdige Verkaufsmasche zu demonstrieren, will ich auf seinen Fonds eingehen, den SOLIT-Wertefonds. Auf den bin ich bei der Recherche zu meinem Video über Marc Friedrich gestoßen.
Auf der Website gibt es ein Anschreiben an die Anleger, in dem das zuvor beschriebene Horrorszenario auch aufgebaut wird - mit Panikmache, rhetorischen Tricks, Fehlinformationen und ein bisschen Verschwörungstheorie. Dort steht:
Liebe Anlegerin, lieber Anleger,
die Welt spielt verrückt. Die EU, der Kapitalismus, die Marktwirtschaft und die Weltwirtschaft stecken in ihrer historisch schwersten und dauerhaftesten Krise in einem noch nie da gewesenen Ausmaß.
Achtet auf die Übertreibungen. Wo immer es rhetorisch möglich ist, wird das Stilmittel der Übertreibung bemüht.
Weltweite Schuldenorgien, Bargeldflut, Nullzinsen, Investment-Blasen, Bankencrashs und Inflationsgefahren bedrohen Ihr Vermögen und Ihre Altersrücklagen. Die anhaltende Corona-Krise verstärkt dies zusätzlich.
Weltweite Schuldenorgien? Von wem denn? Und wer verschuldet sich beim wem? Wer ist der Gläubiger mit dem Vermögen? Und außerdem: Welche Bargeldflut? Es wird immer weniger mit Bargeld gezahlt. Um Geldwäsche und Schwarzmärkte einzudämmen, wird Bargeld immer strenger reguliert. Der 500-Euro-Schein ist verschwunden, bald kommt auch in Deutschland eine Höchstgrenze für Barzahlungen. Wie kommt dann man auf eine Bargeldflut? Hier wird wild und faktenfrei aneinandergereiht, damit in Summe eine Bedrohung daraus wird.
Wir sind gegenwärtig Zeugen eines historisch einmaligen Notenbankexperiments, das langfristig scheitern wird.
Welches Notenbankexperiment? Nullzinsen und Anleihekäufe? In Japan läuft das bald seit 20 Jahren. Wer Geldpolitik versteht, erkennt schnell, dass daran nichts Experimentelles ist. Zinsveränderungen und Marktpflege für Anleihen gehören zur Geldpolitik wie Föhn und Schere zum Friseurhandwerk. Warum wird es langfristig scheitern?
Der Euro ist ein rein politisch und wirtschaftlich motiviertes Währungsexperiment, das ebenfalls scheitern wird.
Natürlich ist der Euro politisch und wirtschaftlich motiviert. Wie soll es denn sonst motiviert sein? Philosophisch? Egal, Strohmann aufgestellt und umgelegt!
Das Zeitalter hoher Renditen ist vorbei und das wird noch lange so bleiben. Folglich muss in Zeiten wie diesen Vermögenssicherung an erster Stelle stehen. Weil wir unendlich viel Geld und andere Papierwerte drucken können – aber keinen einzigen Sachwert – geht das Zeitalter der Papierwerte zu Ende und das Zeitalter der Sachwerte hat begonnen. Sachwerte sind kein bloßes Versprechen, können niemals wertlos werden und waren in Zeiten wirtschaftlicher Verwerfungen Papierwerten immer deutlich überlegen.
Wo werden denn keine Renditen mehr erzielt? Kursgewinne an Börsen, Dividendenausschüttungen, steigende Hauspreise - überall ist viel Bewegung drin. Gelddrucken kann natürlich Sachwerte erzeugen. Wenn VW einen Kredit aufnimmt, entsteht neues Geld, das dann im Produktionsprozess dafür sorgt, dass Autos entstehen. Wenn der Staat einen Straßenbauer mit dem Bau einer Straße beauftragt, dann entsteht im Moment der Bezahlung neues Geld im Gegenzug für eine neue Straße. Auch Sachwerte können wertlos werden, wenn sie keiner will. Es gibt etliche Sachwerte ohne Marktpreis, weil keine Nachfrage dafür besteht.
Die letzte große Krise wurde keinesfalls gelöst, sondern lediglich mit viel Geld der Notenbanken in die Zukunft verschoben. Seit 2008 hat sich die globale Verschuldung von 100 auf 300 Billionen Dollar verdreifacht.
Was ist denn “globale” Verschuldung? Wer schuldet wem was? Und haben sich dann nicht auch die globalen Vermögen von 100 auf 300 Billionen Dollar verdreifacht?
Die nötigen Zutaten für eine Währungsreform sind allesamt vorhanden: expansive Geldpolitik mit massiv steigender Inflation, sowie eine stark ansteigende Staatsverschuldung, die durch die Druckerpresse der Notenbanken finanziert wird. Finanzexperten sind sich deshalb einig: Die Währungsreform des Euro ist daher nicht gänzlich auszuschließen!
Wenn expansive Geldpolitik ein einmaliges Experiment sein soll, wie kann es dann zu den etablierten Zutaten für eine Währungsreform zählen? Wo ist denn die massiv steigende Inflation? In der EU und erst recht in Japan ist die letzten 10 Jahre nur knapp an Deflation vorbeischrammt. Zurzeit liegt die Inflationsrate in Deutschland ausnahmsweise mal etwas höher bei etwa 5 Prozent, dafür brauchte es aber eine Jahrhundertpandemie, eine Energiekrise und eine statistische Verzerrung durch die temporäre Mehrwertsteuersenkung. Wenn die Geldpolitik dafür allein verantwortlich sein soll, wo war die Inflation dann die ganzen Jahre vorher?
Je weiter die Inflation voranschreitet, sprich die Geldentwertung, umso schneller geht die Kaufkraft für die Bevölkerung verloren.
Falsch. Wenn der Bäcker seine Brötchen teurer macht, dann messen wir das mit steigenden Verbraucherpreisen. Ich muss dann beim Bäcker mehr zahlen, aber der Bäcker bekommt auch mehr. Ich verliere Kaufkraft, der Bäcker gewinnt Kaufkraft. Der Bevölkerung als Ganzes geht keine Kaufkraft verloren. Inflation ist ein Verteilungsproblem mit Gewinnern und Verlierern. Wenn eine Hyperinflation die Wirtschaft ins Chaos stürzt, mag das anders sein, davon sind wir aber Lichtjahre entfernt.
Aus diesem Grund ist es wichtig, sich einen Rettungsanker zu schaffen und in altbewährte Sachwerte zu investieren, also Güter, die als wertbeständig gelten und eine Währungsreform substantiell überstehen. Der SOLIT Wertefonds vereint deshalb physisch hinterlegtes Gold und andere Edelmetalle wie Silber, Platin, Palladium mit Sachwerten wie zum Beispiel Rohstoff- und Minenaktien sowie zukunftsorientierte Unternehmen.
Welch Heldentat! Die Retter vom SOLIT-Wertefonds sichern das Vermögen der Bevölkerung. Gut, bisher hat das noch nicht so funktioniert, da hätten die Anleger besser auf den breitesten aller ETFs gesetzt, den MSCI World, aber in der wirklichen Krise, der richtig großen Krise, der Krise aller Krisen von historischem Ausmaß, die auf uns zurollt, da wird der SOLIT-Wertefonds das Vermögen seiner Anleger sichern, während der Rest der Bevölkerung von den Schuldenmachern und Gelddruckern enteignet wird. Na klar!
Die Inhaber der SOLIT Fonds GmbH verdienen Geld mit den Gebühren, wenn Anleger einsteigen, und nicht mit der Performance des Fonds. Wer sich um finanziellen Verbraucherschutz sorgt, dem müssen hier die Haare ausfallen. Aus faktenfreier Panikmache und rhetorischen Tricks werden Verkaufsargumente gebastelt. Das ist Verklärung statt Aufklärung - mit egoistischen Absichten.
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