Gute und schlechte Gießkannen
Preisbremsen und Steuersenkungen werden als Gießkannen verteufelt. Warum Linke damit nur verlieren können.
Eigentlich sollte man stutzig werden, wenn Ifo-Chef Clemens Fuest und Paritäter-Präsident Ulrich Schneider die Entlastungspakete mit den gleichen Argumenten kritisieren. Schließlich vertreten sie gegensätzliche Interessen. »Gießkanne!« lautet der Vorwurf. Gaspreisdeckel, Steuersenkungen, Tankrabatt: alles Gießkannen-Entlastungen. Damit ist gemeint: Auch diejenigen mit großer Wohnung, dickem Geldbeutel und teurem Auto werden entlastet, obwohl sie doch die Kosten selber tragen könnten. Das stimmt zwar, macht daraus aber noch lange keine gute linke Kritik.
Erstens, weil man schnell als Erbsenzähler wahrgenommen wird. Und niemand mag Erbsenzähler. Und weil sich in Deutschland gefühlt alle zur Mittelschicht zählen, außer vielleicht die Arbeitslosen, sollte man alles dafür tun, die Gruppe nicht zu verprellen.
Zweitens, weil es ökonomisch falsch ist. Wenn das Wald brennt, sollte besser noch das Löschflugzeug anrücken, mit Gießkanne kommt man nicht weit. Ob dann auch Bäume Wasser bekommen, die gar nicht brannten, ist egal. Lieber zu viel entlasten als zu wenig. Wenn Firmen pleitegehen oder abwandern, wenn Menschen Jobs und Einkommen verlieren, ist der Schaden für die Volkswirtschaft viel größer. Wenn man nicht alles löscht, breitet sich der Brand aus. Die Kritik »Ihr löscht nicht genug« ist also viel besser als die Kritik »Ihr löscht nicht zielgenau mit der Gießkanne«.
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