Monetäres Chaos: Der Rubel rollt, der Yen fällt
Warum der Rubel den Sanktionen trotzt, der Kursverfall in Japan nicht die MMT widerlegt und Zentralbanken weltweit kooperieren sollten
Während in Deutschland über steuerfreie Überstunden gestritten wird, gibt es anderswo auf der Welt zwei interessante Phänomene. Der russische Rubel hat sich trotz Sanktionskrieg stabilisiert und ist nicht ins Bodenlose gefallen. Der japanische Yen hingegen hat jüngst den tiefsten Wert seit 34 Jahren erreicht. Wie sind beide Phänomene zu erklären?
Der Rubel rollt – noch immer
Als die EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen wenige Tage nach Putins Überfall auf die Ukraine verkündete, die russischen Devisenreserven in Höhe von 300 Milliarden Euro bei der Europäischen Zentralbank (EZB) einzufrieren, stürzte der Rubelkurs ab. Von der Leyen, Scholz, Habeck: Alle relevanten Politiker sahen den Rubelsturz als Beweis dafür, dass die Sanktionen wirken.
Heute, mehr als zwei Jahre danach, kann man festhalten: Die Operation Rubelsturz ist gescheitert. Ja, die Sanktionen richten Schaden an. Aber, nein, sie bringen nicht die russische Währung zu Fall. Russlands Zentralbank kommt auch ohne den 300-Milliarden-Euro-Devisenschatz bei der EZB zurecht.
Erst letzte Woche hat Putin das Dekret verlängert, das den Rubel aus dem Tief geholt hat – und bis heute stabilisiert. Die größten Exporteure des Landes sind nämlich verpflichtet, 80 Prozent ihrer Deviseneinnahmen innerhalb von 120 Tagen gegen Rubel zu tauschen. Sie verkaufen also Öl und Gas gegen Fremdwährungen und wechseln den Großteil davon in Rubel um. Vor dem neuen Dekret hatten die Exporteure nur 90 Tage Zeit; und zwischenzeitlich war das Dekret sogar ausgesetzt, weil der Rubel deutlich über Kriegsniveau lag. Der Grund: Durch die hohen Energiepreise erzielten die Rohstoffexporteure enorme Gewinne und Russland insgesamt riesige Handelsüberschüsse. Mit einfacher Angebot-Nachfrage-Logik erkennt man schnell die Wirkung: Mehr Nachfrage nach Rubel und mehr Angebot an Fremdwährung stabilisieren den Rubelkurs und schwächen die Sanktionen.
Die Lehre: Weil Russland hat, was die Welt braucht, – Energie und Rohstoffe – lässt sich auch die russische Währung nicht mit Devisenfrost kleinkriegen.
Der Yen-Fall – und die MMT
Von Russland nach Japan. Auch deren Währung hat zuletzt Schlagzeilen gemacht, weil der Yen auf den niedrigsten US-Dollar-Kurs seit 34 Jahren gefallen ist. „Japan ist endgültig im Endspiel“, meint Crashprophet Marc Friedrich. Und der Kursverlust widerlege die Modern Monetary Theory (MMT). Der hohe Schuldenstand sei schuld an der Abwertung. Stimmt das?
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