Unschlagbares Monopol
Wie sieht das Geldsystem in 10 Jahren aus? Kann der Kryptotrend staatliche Fiatwährungen verdrängen?
Neulich wurde ich vom Magazin Schweizer Monat angefragt, in 1.500 Zeichen etwas über die Zukunft unseres Geldsystems zu schreiben. Mein Beitrag wurde neben dem von Thomas Mayer, ehemaliger Chefvolkswirt der Deutschen Bank, veröffentlicht. Dessen Titel lautet: “Die Kryptowelt kommt”. Mayer glaubt, Kryptowährungen würden sich in den nächsten Jahren weiter stabilisieren und nach und nach das staatliche Fiatgeld ersetzen. Staatliches Fiatgeld verlöre durch die kommende Inflation seine Glaubwürdigkeit. So schreibt er:
“Da die Politik weder die Kraft zur Beendigung der Preisinflation in Kreditgeld hat noch eine eigene attraktive digitale Alternative zu Kryptowährungen anbieten dürfte, könnten zahlreiche Nutzer schließlich zu dem Schluss kommen, dass sie das Kreditgeld nicht mehr brauchen.”
Ich halte das für falsch. Aus mehreren Gründen. Einer davon ist, dass Mayer eine völlig falsche Inflationstheorie hat, nämlich eine monetaristische, wonach Gelddrucken zu Inflation führt. In meinem Beitrag habe ich mich aber auf den wichtigsten Grund konzentriert: solange entwickelte Staaten Steuern in der eigenen Währung erheben, wird die Nachfrage nach staatlicher Währung immer größer sein als die Nachfrage nach Bitcoin und Co. An dem staatlichen Währungsmonopol kommt kein Kryptotrend vorbei. Und es wäre eine verdammt dumme Idee, wenn Staaten ihr Monopol aufgäben.
Nachfolgend mein Artikel:
Unschlagbares Monopol
Die derzeitige Inflation und die Sorge um hohe Staatsschulden schaden dem Ruf der klassischen Staatswährungen – sie beflügeln scheinbar den Kryptotrend. Anders als häufig befürchtet ist das Währungsmonopol des Staates aber nicht in Gefahr – zumindest nicht in entwickelten Staaten. Gegen den Euro, den Dollar und den Schweizer Franken werden Bitcoin und Ethereum keine Chance haben.
Der Ökonom Hyman Minsky schrieb mal, dass jeder sein eigenes Geld herausgeben könne – das Problem liege darin, wie man es von anderen akzeptiert erhalte. Genau hier sind alle Kryptowährungen der Staatswährung unterlegen. Der Staat hat ein Alleinstellungsmerkmal: Er macht uns alle zu Schuldnern. Zum Beispiel indem er uns dazu verpflichtet, Steuern zu zahlen – und dabei nur seine eigene Währung akzeptiert. Weil wir alle in irgendeiner Form Steuern zahlen müssen, gibt es eine große Nachfrage nach der Staatswährung. Für Kryptowährungen gilt das nicht. Wer den Alltag bewältigen will, braucht die Währung des Staates, aber keine Kryptowährungen.
Das wird sich auf absehbare Zeit auch nicht ändern. Staaten wären schlecht beraten, auf Kryptowährungen zu setzen, etwa indem sie Steuerzahlungen in Bitcoin akzeptieren. Damit würde die eigene Währung, die eigene Souveränität und die staatliche Handlungsfähigkeit geschwächt. Die eigene Währung kann einem Staat im Gegensatz zu Bitcoin nämlich nicht ausgehen. Das Gegenteil ist wahrscheinlicher: Kryptowährungen werden in 10 Jahren strenger reguliert sein als heute. Weitere Staaten werden ihre Nutzung verbieten und ihre Verwender somit in die Illegalität treiben. Schon heute werden Kryptowährungen genutzt, um staatliche Kontrolle zu umgehen – ob bei Geldwäsche, Steuerhinterziehung oder Kapitalkontrollen. Regierungen werden dem nicht tatenlos zusehen. Die Digitalisierung mag gewisse Gegebenheiten im Geldsystem verändern – das staatliche Währungsmonopol wird aber bleiben.
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