Bitcoin auf Rekordhoch: Jetzt noch kaufen?
Jeder einzelne kann mit Bitcoin reich werden, aber nicht alle. Star-Investor Warren Buffett hält vom Bitcoin nichts. Und er hat gute Gründe!
Schnell reich werden, und das noch von der Couch aus, nur mit ein paar Klicks am Laptop. Mal ehrlich: Wer will das nicht? Kein Wunder also, dass der Bitcoin-Hype bei vielen Anlegern das Gefühl triggert, eine Chance zu verpassen.
Seit letztem Jahr hat sich der Kurs verdreifacht, in den letzten fünf Jahren sogar fast verzwanzigfacht. Gestern hat Bitcoin Silber überholt und steht nun auf Platz acht der weltweit größten Wertanlagen, gemessen an der Marktkapitalisierung. Zum Vergleich: Auf eins steht Gold mit 14,6 Billionen US-Dollar, auf zwei Microsoft mit 3,0 Billionen US-Dollar und auf acht eben jetzt Bitcoin mit 1,4 Billionen US-Dollar.
Jeder kann mit Bitcoin sein Geld mehren, aber nicht alle.
Und? Geht’s weiter hoch? Sollte man noch einsteigen? Oder macht der Hypetrain erstmal Halt? Das weiß keiner. Denn der Preis bestimmt sich nach Angebot und Nachfrage. Wenn mehr Leute einsteigen wollen als aussteigen, steigt der Preis. Wenn es andersherum ist und viele Leute aussteigen wollen, etwa um ihre Kursgewinne ins Trockene zu bringen, dann fällt er. Angebot und Nachfrage kann aber niemand vorhersagen.
Warren Buffett: „Rattengift im Quadrat!“
Der wohl berühmteste Investor der Welt misstraut dem Hype. Warren Buffett hält Bitcoin für „Rattengift im Quadrat“. Bitcoin sei wie ein Casino-Chip, nämlich ohne intrinsischen Wert. Auf den Bitcoin zu setzen sei wie am Roulettetisch zu spielen: Reines Glücksspiel. Er hat Recht!
Weil sich jahrelang immer mehr Spieler mit immer mehr Geld an den Roulettetisch setzen wollten, sieht es so aus, als könnten alle beim Bitcoin gewinnen. Das ist aber falsch. Denn hier wird ja nichts erwirtschaftet.
Im Gegenteil: Im Kern ist der Bitcoin ein großes Nullsummenspiel. Es kann nur ausgezahlt werden, was jemand anderes bereit ist, einzuzahlen. Geld verdienen kann man mit dem Bitcoin nur, solange man immer neue “Dumme” findet, die von hinten neues Geld reinschießen und einem selbst die Coins zu höheren Preisen abkaufen.
Im Englischen sagt man deshalb: Bigger-Fool-Game. Eine große Umverteilungsmaschine. Die Gewinne des einen sind logischerweise die Verluste eines anderen. Deshalb gilt: Jeder kann mit Bitcoin sein Geld mehren, aber nicht alle. Ein wichtiger Unterschied.
Das übersehen viele, weil alle Anleger gleichzeitig Kursgewinne in ihrem Depot oder in ihrer Wallet stehen haben können. Die Krux ist aber die: Nicht alle können die Kursgewinne aber realisieren. Würden das alle versuchen, fiele der Preis ins Bodenlose, weil das Angebot die Nachfrage überstiege.
Der Bitcoin hat kein Kurs-Gewinn-Verhältnis
Es ist übrigens falsch, den Bitcoin mit Aktien zu vergleichen. Bei Aktien wird man zum Inhaber von Unternehmen, die Erträge erwirtschaften und Gewinne als Dividenden auszahlen. Beim Bitcoin gibt es keine Erträge, weil es kein Geschäftsmodell gibt. Daher rührt auch die vernichtende Kritik von Warren Buffett. Wenn keiner mehr an den Bitcoin glaubt, dann fällt er eben bis auf null. Das kann bei Aktien von profitablen Unternehmen nicht passieren. Wenn die Kurse profitabler Unternehmen fallen, wittern andere Anleger die Chance, günstig einzusteigen.
Der Bitcoin hingegen hat gar kein Kurs-Gewinn-Verhältnis, an dem sich ablesen lässt, ob ein Kurs günstig oder teuer ist. Es gibt auch keinen anderen Grund, einen Kursanstieg zu erwarten, außer der Erwartung, dass andere wiederum auch erwarten, dass die Kurse steigen – und deshalb zum aktuellen Preis kaufen wollen. Also: Erwartungen über Erwartungen über Erwartungen darüber, dass es noch genug Dumme gibt, an die man weiterverkaufen kann. Das Phänomen nannte der Ökonom John Maynard Keynes seinerzeit »Spekulation dritten Grades«.
Bitcoin-Befürworter wie Marc Friedrich argumentieren zwar, der Bitcoin könne langfristig im Wert nur steigen - allein schon aus mathematischen Gründen -, weil er ja ein begrenztes Gut sei und begrenzte Güter immer wertvoller würden. Mit Mathematik hat das, was Friedrich sagt, aber wenig zu tun. Denn damit der Preis über lange Fristen steigt, muss es eine quasi unendliche Nachfrage nach Bitcoin geben. Woher aber soll die kommen? Und was soll dafür sorgen? Das beantwortet Friedrich natürlich nicht. Weil es darauf aber auch eben keine Antwort gibt.
Der Bitcoin hat keinen Stabilisator
Bei staatlichen Währungen sorgt zum Beispiel die Steuerpflicht dafür, dass es immer eine Nachfrage nach der Währung gibt. Irgendwer muss immer Steuern in Euro zahlen und fragt ihn deshalb nach. Außerdem ist der Euro ein Schuldschein. Er entsteht durch Kredite, durch neue Schuldner-Gläubiger-Beziehungen. Wer in Euro verschuldet ist, wer also einen Kredit in Euro zurückzahlen muss, hat auch immer einen Grund, Euros nachfragen.
Beim Bitcoin ist das nicht so. Bitcoin ist eine Ware und kein Schuldschein. Bitcoin entsteht nicht durch Kredit, sondern wird aus einem Informatiknebel gebuddelt – wie Gold aus Minen. Außer einer ideologischen Fanbase und den Spekulanten gibt es nichts, was sicherstellt, dass es immer genug Nachfrage nach Bitcoin gibt, um die Kurse zu steigern. Mit einem 5-Euro-Schein kann ich immer Steuern und Schulden in Höhe von fünf Euro begleichen, mit einem Bitcoin nicht.
Hinzukommt: Wenn der Wechselkurs einer Währung fällt, ist es irgendwann immer für irgendwen profitabel, die fallende Währung zu dem dann günstigeren Zeitpunkt zu kaufen. Besonders für diejenigen, die in der fallenden Währung verschuldet sind und ihre Schulden dann günstig tilgen können. Das betrifft vor allem Investoren und Händler. Dieser Mechanismus stützt die Währung und verhindert ihr Abgleiten gen Null. Da aber niemand in Bitcoin verschuldet ist, gibt es diesen Mechanismus da so nicht. Der Bitcoin hat deshalb keinen ökonomischen Mechanismus, der einen Preisverfall stoppen könnte, staatliche Währungen hingegen schon. Und Aktien eben auch. Das sollte jeder bedenken, der sich auf das Glücksspiel einlassen will.
Warren Buffett jedenfalls würde sich nicht wundern, „wenn Bitcoin in zehn oder 20 Jahren Geschichte ist“, sagte er mal. Klar, jeder einzelne kann bis dahin Gewinne machen, alle aber nicht. Ob man zu den Gewinnern oder Verlierern gehört, weiß man erst später. Glücksspiel eben. Wer Bitcoin besser findet als Roulette, Poker oder Sportwetten, kann noch immer einsteigen. Der Gesellschaft bringt das allerdings nichts.
Hey Maurice, danke für den Beitrag! Ich geb dir absolut Recht, dass es sich bei Bitcoin und vielen anderen Kryptowährung um absolute Spekulation und eine Wette auf stetig (steigende) Nachfrage handelt. Und dass es der Gesellschaft nichts bringt, steht außer Frage. Eine Sache möchte ich dennoch anmerken und zur Diskussion stellen: Speziell bei Bitcoin findet alle paar Jahre das sogenannte Bitcoin Halving statt, was nichts anderes bedeutet als eine Verknappung des Angebots. Ich erkläre mir den aktuellen Kursanstieg eben dadurch, dass das nächste Halving schon bald anstehen wird. Demnach müsste die Nachfrage nicht mal steigen, sondern lediglich gleich bleiben. Damit würde sich die Wette nicht nur darauf beziehen, dass stetig mehr neue Leute reingehen, sondern auch einfach darauf, dass genügend Leute drin bleiben und das System weiterhin so funktioniert wie es angedacht ist. Vielleicht liegt es daran, dass ich Informatiker bin und der Mechanismus im "Informatiknebel" versteckt ist, aber diese Notiz hat mir im Beitrag gefehlt.
Ansonsten vielen Dank- nicht nur für diesen, sondern auch deine ganzen anderen Beiträge ;)
Merci
Alles beschriebene ist selbstverständlich.
Bei BTC muss es immer jemanden geben der diesen teurer abkauft, sonst fällt der Preis, Fakt.
Irgend wann reguliert sich der Preis und sinkt. Für einen Totalverlust müsste aber auf einmal keiner mehr dem BTC einen Wert beimessen. Wie wahrscheinlich das ist muss sich jeder selber fragen wenn er/sie investieren möchte.
Bei bspw. Aktien muss man jedoch einer Geschäftsführung, einem
Aufsichtsrat…. vertrauen das Unternehmen nicht a die Wand zu fahren (siehe Wirecard…. Vapiano, Bayer……). Also das es beim Kauf von Einzelaktien zu einem Totalverlust kommen kann sehe ich eher als bei BTC.
Des Weiteren gibt es noch weitere Digitale Vermögenswerte wie ETH als zweitgrößte welche neben der Kursentwicklung auch Rendite fũr das Staking ausschüttet ohne das man diese bei einem Drittanbieter parken muss.
Cheers und danke für deine Artikel