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Jan 4Gelikt von Maurice Höfgen

Herzlichen Dank für die Lieferung dieser Zahlen, wie 0,6% der Bürgergeld Empfänger usw. Herr Höfgen!

Ich habe 8 Jahre mit dieser Zielgruppe gearbeitet, überwiegend psychisch Kranke mit Doppeldiagnose. in Einer Gruppe 1 € Jober von 8 Leuten hatte ich mal zusammengerechnet 50 Jahr Knast und 50 Jahre "Platte Machen". Denen erzählen Sie als relativ junger Sozialarbeiter gar nix mehr, da kann man nur zuhören!

Das Problem ist m.E. dass Minister, Staatsekretäre, und der ganze Troß darunter von dieser Lebenswirklichkeit keine blasse Ahnung haben. Die haben das nie erlebt. ein Jens Spahn hat es angeblich mal drei Monate versucht, von Harz IV zu leben und befand: es geht!

Was er nicht erlebt hat, ist diese Behandlung der "Kunden" in den Jobcentern. Die ist absolut demütigend. Wenn man aktiv nach einer passenden Aufgabe sucht, muss man einfach drei Monate Sperre riskieren, weil die zumutbaren Jobs weit unter dem üblichen Verdienst angeboten werden. Mir ist das gelungen, nach dem Sozialarbeiter Job, aber die Sperre stand kurz bevor. Der psychische Druck, den die Jobcenter ausüben, ist ungeheuer. Den meisten Mitarbeitenden dort ist das vermutlich gar nicht bewusst, die denken, sie würden der Gesellschaft einen Dienst erweisen, Steuermittel sparen oder sowas...

Heute beschäftige ich mich überwiegend mit Menschen in Altersarmut. Dazu vermisse ich Zahlen (Bund, Land, Kreise), keiner outet sich "ich bin Altersarm: Ich hätte Anspruch auf Grundsicherung, aber ich weiss nicht wie das geht"

Das örtliche Sozialamt kann keine Zahlen nennen wg Datenschutz! Der Umzug von Senioren vom Dorf in die Stadt (Pflegeheim) wird statistisch nicht erfasst. Dabei müssten die Landratsämter ein genuines Interesse an Transparenz haben, die Zahlen zu veröffentlichen und Wege zu erarbeiten, wie man Altersarmut eindämmt. Aber auch dafür gibt es bislang keinen "Werkzeugkasten".

Vor einem Jahr fragte ich dazu Vertreterinnen der BpB: "Oh ja Care, nee da haben wir keine Expertise, da haben wir drei Bücher, aber so wirklich hat sich damit noch niemand befasst, weder in Bonn noch Berlin noch in Gera" Dabei dürfte Altersarmut ein gesamtgesellschaftliches Problem werden, wenn immer mehr Boomer in die Rente gehen, und damit auch ein Thema der politischen Bildung.

wir stehen hier in Ostthüringen in 2024 vor wichtigen (Wahl-) Entscheidungen. Leider strebt do Bürger zu einfachen Erklärungen und einfachen Lösungen. Leicht haben es da Populisten, die argumentieren, Kommunen könnten die Deiche nicht erhöhen, weil die Kitaplätze und Bürgergeldempfänger das Geld für Investitionen auffressen, heute erst wieder, so ein bayerischer Landkreistagssprecher. Ist das dumm oder gezielte Hetze?

Bleiben Sie bei Ihrem Kurs Herr Höfgen! Liefern Sie weiter Zahlen, die die Verhältnisse ins richtige Licht setzen.

MfG Stefan Mömkes, Stadtroda, Ostthüringen

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Jan 4Gelikt von Maurice Höfgen

Geht gut los, das neue Jahr...

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founding

Hallo Maurice, ich kann nicht glauben, dass Heil seine Position so ändert - und dann noch über die BILD!?! Unprofessionell trifft es nicht ganz.

Wichtig auch: Ole Nymoen und Wolfgang M. Schmitt hatten in ihrem interessanten, neuesten Beitrag zum Bürgergeld bei "Wohlstand für Alle" noch einen Hinweis darauf, dass die Bedingungen Heils für die Sanktionierung des Bürgergeld genaugenommen gegen ein aktuelles Urteil des Bundesverfassungsgerichts zu genau diesem Thema:

Eine massive Kürzung (mehr als 30%) solle dann nur möglich sein bei der Verweigerung zumutbarer UND existenzsichernder Arbeit (also so dass man möglichst ohne Sozialleistungen, keine Minijobs etc.).

Werden Kinder dann auch mit sanktioniert??

Man darf auch nicht vergessen, dass jeder Arbeitssuchende auch möglichst seine Jobausrichtung und Qualifikation im nächsten Job beibehalten will, sich zumindest nicht ständig verschlechtern will.

Wenn der erstbeste angebotene Job also so gar nicht passt, sollte man durchaus mal 1, 2 Monate nach einem geeigneten Job mit besseren Perspektiven suchen dürfen!

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Der Arbeitsmarkt ist echt nicht leicht. Bin selbst aktuell arbeitslos und wirklich bemüht.

Wenn du Zahlen mit offenen Stellen nennst, muss ich immer an eins denken: Viele davon sind gar nicht „offen“. Ich hab mich schon auf einige beworben, die man wohl gar nicht besetzen will. Auf eine Stelle habe ich mich jetzt innerhalb von 10 Monaten 3x beworben, Standardabsage bekommen. Dann ist genau diese Stelle kurz offline aber kurze Zeit später schon wieder bei LinkedIn zu finden. Wenn ich Bewerbungsgespräche habe, sind die eigentlichen Fachleute zufrieden, später kommt aber von oben „nein zu teuer, zu schlecht qualifiziert...“ (Ich habe „nur“ eine Ausbildung, kein Studium).

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Danke für den Beitrag !

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Ich weiß noch genau wie das Jobcenter meinem Vater der Jahrzehnte verschiedene Geschäftsführer und Vertriebsleiter Posten inne hatte, nach einem halben Jahr Arbeitslosigkeit einen Job zum bewerben geschickt hatte, bei dem er Werkzeug an der Tür als Vertreter verkaufen sollte… was die so alles glauben in dem Laden!

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founding

Finde die Debatte um Faulheit generell lächerlich. So viele Unternehmen verheizen junge Arbeitskräfte und so viele Leute gucken stundenlang YouTube auf der Arbeit.

"Man könnte jeden Tag um 11 Uhr nach Hause gehen, und die meisten Jobs würden trotzdem gut gemacht werden." - David Graeber

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Tja, was soll man machen? Die Mehrheit springt eben auf dieses Framing an und hat sowieso die Grundmeinung, dass Faulheit nicht bezahlt werden darf. Demokratie tut öfter mal weh, denn es wird nicht immer richtig entschieden, nur eben nach der Mehrheit. Bessere politische Bildung für alle bitte..

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