Deutschland schrumpft sich auf Platz 3
Warum Deutschland Japan als drittgrößte Volkswirtschaft der Welt ablöst – trotz schrumpfender Wirtschaft
Deutschland ist zurück auf dem Treppchen. Laut IWF-Prognose überholen wir Japan im Ranking der größten Volkswirtschaften der Welt – und belegen fortan Platz 3, Bronze-Medaille! Was nach den vielen Krisenmeldungen endlich mal wie eine gute Nachricht klingt, ist in Wahrheit gar keine.
Das Überholmanöver gelingt nämlich nur aus einem Grund: Die japanische Währung, der Yen, hat stark abgewertet. Rund 25 Prozent hat der Yen seit Kriegsbeginn in der Ukraine gegenüber dem US-Dollar verloren. Der Grund ist einfach: Während die USA den Leitzins seit März 2022 von 0,25 Prozent auf heute 5,5 Prozent angehoben haben, blieb der Zins in Japan dort, wo er seit 2016 steht – bei minus 0,1 Prozent.
Die Krux: Im IWF-Ranking werden alle Wirtschaftsleistungen in US-Dollar umgerechnet. Obwohl die japanische Wirtschaft 2022 um ein Prozent gewachsen ist und dieses Jahr zwei Prozent wachsen soll, geht wegen der Abwertung im IWF-Ranking fast ein Viertel der Wirtschaftsleistung verloren. Deutschland hingegen steigt auf, obwohl die Wirtschaft dieses Jahr um 0,5 Prozent schrumpft. Vergleicht man die reale Wirtschaftsentwicklung beider Länder seit Corona, erkennt man: Japan hat sich erst etwas langsamer erholt, steht heute aber gemessen an der realen Wirtschaftsleistung sogar besser da als Deutschland.
Kaufen kann sich in Deutschland also keiner etwas von der Bronze-Medaille. Im Gegenteil: Deutsche Unternehmen dürften sogar neidisch sein. Immerhin sind die Zinsen für Investitionen in Japan günstiger und die Inflation deutlich niedriger. Der schwache Yen beflügelt zudem die Exporte. Die sind in Japan im letzten Jahr um 4,3 Prozent gewachsen, in Deutschland wiederum um 7,5 Prozent gefallen. Auch hier: Kein Grund für Jubelmeldungen.
Und die Moral von der Geschicht: Dollar-Vergleichen traut man nicht.
Wer mehr über die japanische Wirtschaft lernen will, dem sei dieser Artikel empfohlen.