Mangel und Überfluss
Geld ist weder knapp noch unpolitisch! Eine exklusive Leseprobe aus dem Buch »Die monetäre Maschine« von Aaron Sahr.
Erkundigt man sich nach der Verfügbarkeit des Artefakts Geld, stößt man auf eine seltsame Gleichzeitigkeit von Mangel und Überfluss. Auf der einen Seite – und dies ist diejenige, die den meisten bekannt sein dürfte und über die am heftigsten öffentlich diskutiert wird – fehlt es stets und überall an Geld. Der langsame, aber stetige Rückgang des Wirtschaftswachstums geistert als Gespenst einer «säkularen Stagnation» durch die Presse, händeringend wird allerorts nach Geld gesucht, um Investitionen anzukurbeln. Darunter haben vor allem die Arbeiterinnen und Arbeiter zu leiden: Wie wir spätestens seit den Arbeiten von Thomas Piketty wissen, sind die dürftigen Wohlstandszuwächse seit den 1970er Jahren vor allem in den Taschen der Großverdiener und Großvermögensbesitzer gelandet. Für alle reicht das Geld jedenfalls offensichtlich nicht, weder für Lohnsteigerungen noch, um überhaupt alle in Lohn und Brot zu bringen.
Neben diesen langfristigen Mangelerscheinungen fehlt es immer wieder auch ganz akut an Geld – in Finanzkrisen. Der Internationale Währungsfonds (IWF) verzeichnet zwischen 1970 und 2017 weltweit 151 systembedrohende Zahlungskrisen nationaler Finanzbranchen. Diese Zahlungskrisen machten teilweise umfangreiche Rettungsprogramme der betroffenen Staaten notwendig und trugen somit ihren Teil zu den in dieser Datenbank und für diesen Zeitraum ebenfalls verzeichneten 79 schweren Krisen öffentlicher Zahlungsfähigkeit bei.
Um die Geldversorgung der öffentlichen Hand scheint es besonders prekär bestellt. Staaten geben in der Regel mehr aus, als sie durch Steuern und Abgaben einnehmen. Die Tatsache, dass der deutschen Regierung für einige Jahre das Gegenteil gelungen ist, war so außergewöhnlich, dass die berühmt-berüchtigte «schwarze Null» zum geflügelten Wort und fetischisierten Symbol wurde. Überall mangelt es an Mitteln für die Bereitstellung öffentlicher Güter. Weltweit fehlen 15 Billionen US-Dollar für notwendige Infrastrukturausgaben (bis 2040). Selbst das vergleichsweise robust finanzierte Deutschland lebt «von der Substanz»: Zwischen 2012 und 2017 überstieg der Wertverlust die für Infrastrukturen vorgesehenen Ausgaben. Der Zustand unserer Infrastruktur wurde nicht nur nicht verbessert, sondern er verschlechterte sich. Und der augenscheinliche Geldmangel der öffentlichen Hand beeinträchtigt nicht nur die Versorgung mit materiellen Fundamentalgütern wie Strom, Wasser oder Transport und Kommunikation: Darüber hinaus fehlen allein hierzulande zehntausende Lehrkräfte, Schulgebäude verfallen, der «Pflegenotstand» ist zu einem geflügelten (Un-)Wort geworden (bekanntermaßen hat ja nicht erst die Pandemie des Sars-CoV-2-Erregers die Unterfinanzierung der Krankenhäuser offenbart), die Digitalisierung hinkt ein Jahrzehnt hinterher und die Kommunen betteln regelmäßig um Finanzhilfen. Diese Liste ließe sich problemlos verlängern. Die Budgets der öffentlichen Hand reichen offenbar kaum mehr für die Aufrechterhaltung basaler Staatsaufgaben.
Langfristige Investitionen der öffentlichen Hand mussten vor allem im letzten Jahrzehnt auch aufgrund von krisenhaften Mangelerscheinungen in der Privatwirtschaft zurückstecken, die auf Kosten staatlicher Budgets bekämpft wurden. Die globale Finanzkrise von 2008 provozierte bis 2010 weltweit staatliche Zahlungen von etwa 2,4 Billionen Dollar, freilich nicht einmal annähernd genug, um die realwirtschaftlichen Folgen der «großen Rezession» signifikant abzumildern. Die Wachstums- und Jobverluste sind bis heute in vielen Ländern kaum kompensiert, und der öffentliche Sektor ist zu einem dauerhaften Sorgenkind geworden. In der Folge begannen teilweise rigorose Haushaltskonsolidierungen, Ausgaben wurden zusammengestrichen und Einnahmen zusammengehalten. Die Austeritätspolitik vertiefte den ökonomischen Abschwung mit teilweise dramatischen Folgen für die Versorgung vieler Menschen. Adam Tooze hat deswegen nicht übertrieben, als er die Finanzkrise von 2008 als «erste Krise eines globalen Zeitalters» bezeichnet hat.
Es besteht allerdings wohl kaum Hoffnung, dass die offenen Rechnungen der öffentlichen Hand in absehbarer Zeit kleiner werden. Schließlich entstand 2020 ein mit 2008 vergleichbarer, ja ihn teilweise sogar übertreffender weltweiter Bedarf an staatlicher Zahlungsfähigkeit und Zahlungsbereitschaft – eine zweite (Zahlungs-)Krise eines globalen Zeitalters. Als im Frühjahr 2020 die von Sars-CoV-2 verursachte Pandemie ausgerufen wurde, verordneten viele Länder Einschränkungen des öffentlichen Lebens und beruflichen Alltags. Die ökonomischen Folgen virusbedingter Veränderungen des Konsumverhaltens, verstärkt durch die teilweise strikten «Lockdowns» auf der ganzen Welt, waren dramatisch. Die Arbeitslosenzahlen explodierten, die globalen Warenströme wurden unterbrochen oder eingeschränkt, der innerstädtische Einzelhandel und internationale Transportdienstleister standen gleichermaßen vor dem Abgrund. Der IWF sprach in seinem Wirtschaftsausblick im Juni 2020 von einer «Krise wie keine andere» und malte einen fast fünfprozentigen Rückgang der globalen Wirtschaftsleistung in nur einem Jahr an die Wand; eine Kontraktion, die an die Weltwirtschaftskrise der 1930er Jahre erinnerte und 2008 in den Schatten stellen sollte. Die Kontraktion gefährdet nach Ansicht des IWF nicht nur Wohlstands- und Wohlfahrtszuwächse, sondern auch die seit den 1990er Jahren erzielten Fortschritte bei der globalen Armutsbekämpfung.
Auch diese zweite Zahlungskrise des 21. Jahrhunderts zwang wieder einmal alle Länder, die es sich leisten konnten, dazu, ihre Geldbörsen zu öffnen. Globale Staatsausgaben zur Bekämpfung der Pandemie und ihrer Folgen summieren sich bereits im Spätsommer 2020 auf zwölf Billionen Dollar, Tendenz steigend. In der Eurozone mussten die strengen Regeln für öffentliche Verschuldung gelockert werden, und auch in Deutschland diskutiert man im Frühjahr 2021 über eine Korrektur der 2009 in das Grundgesetz aufgenommenen Schuldenbremse. Die langfristigen Folgen für die Zahlungsfähigkeit vieler Staaten dürfte derzeit kaum abschätzbar sein. Allerdings wurde die Situation der wohlhabenden und privilegierten Länder durch das frühzeitige und energische Reagieren ihrer Zentralbanken entschärft, die aus der Krise 2008 gelernt hatten. Der Geldbedarf der öffentlichen Hand ist vielerorts somit sowohl strukturell (in Bezug auf Infrastrukturinvestitionen und sozialstaatliche Leistungen) als auch situativ (durch die zwei großen globalen Zahlungskrisen des 21. Jahrhunderts) gigantisch – es mangelt an Geld.
Die fiskalischen Mangelerscheinungen sind allerdings noch viel größer, berücksichtigt man, dass wir uns bereits in einer dritten Zahlungskrise der öffentlichen Hand befinden. Schließlich konnte die Coronakrise nur einen kurzen Moment davon ablenken, dass mit der Klimakrise bereits seit zu vielen Jahren weiterer Geldbedarf aufgehäuft wird, der offensichtlich ohne kollektive Anstrengungen und Ausgaben, also ohne die Geldbörse der öffentlichen Hand, nicht zu decken sein wird. Die klimabedingten Risiken seien nur kategorisch angedeutet: drastische Einbrüche bei landwirtschaftlichen Einnahmen, erschwerter und damit kostenintensiverer Zugang zu Trinkwasser, die Folgen unbewohnbarer Küstenstreifen, steigende Versicherungskosten gegen zunehmend wahrscheinlicher werdende Extremwetterepisoden, explodierende Gesundheitsausgaben zur Bekämpfung von Krankheiten, die durch Hitze, Unwetter, Staub und Smog ausgelöst werden etc. Die Klimakrise erfordert zwar sicherlich einen kulturellen Wandel, das heißt ein Umdenken in Bezug auf gesellschaftliche Werte und individuelles (Konsum-)Verhalten; aber sie erfordert eben ferner und vor allem auch eines: Geld! So komplettiert sich ein im Ganzen fatales Bild: Geld ist angesichts der Höhe der bereits ausgestellten und zu erwartenden Rechnungen zweifellos Mangelware. An dieser Einsicht dürfte also nicht zu rütteln sein. Aber ist das wirklich so?
Podcast-Tipp: Autor Aaron Sahr war auch im Podcast Wirtschaftsfragen zu Gast, um das Buch vorzustellen.
Tatsächlich gibt diese Perspektive nur die eine Seite der monetären Verfassung der Welt wieder. So vertraut uns öffentliche Debatten über Geldmangel nämlich sein mögen, so seltsam erscheinen sie doch vor dem Hintergrund der Verfügbarkeit von Geld in Langzeitperspektive. Und damit wären wir beim Thema Überfluss. Während die Wirtschaftswachstumsraten langfristig abzunehmen begannen, dehnten sich die Geldbestände nämlich weiter beharrlich aus. Die in der OECD organisierten Länder brachten es im Jahr 1980 auf etwa 40 Prozent der heutigen Leistungsfähigkeit (Stand 2018), wobei damals nur etwa ein Prozent der heute verfügbaren Menge an Geld zirkulierte. In den Ländern der Eurozone wurden noch 1995 etwa drei Viertel der ökonomischen Leistung von 2018 erbracht, mit weniger als 20 Prozent der Geldmenge von 2018. Die Menge an verfügbarem Geld ist also um ein Vielfaches stärker gewachsen als die Leistung der Wirtschaft. Es gab immer mehr Geld, aber nicht in gleichem Ausmaß mehr Dinge, die man damit kaufen kann. Geht man in den Statistiken auf der globalen Ebene noch einmal zwanzig Jahre zurück, zeigt sich der Trend ebenso deutlich: Im Jahr 1960 gab es weltweit Geld in einem Umfang von etwa der Hälfte der globalen Wirtschaftsleistung, 2015 waren es 124 Prozent. Produktion und Geld klaffen auseinander.
Wer nun vermutet, die zunehmenden Geldmengen seien ein rechnerisches Artefakt, weil das viele Geld durch Inflation an Wert verloren hätte, also de facto gar nicht wirklich mehr Geld sei – weil es nur den reinen Zahlen nach vervielfältigt wurde, aber man nicht mehr damit kaufen kann –, irrt. Der Anstieg der Verbraucherpreise hält mit der annähernd exponentiellen Geldmengenausdehnung über Jahrzehnte nicht Schritt. Im Gegenteil: Seit den 1980er Jahren ist die Inflation in den westlichen kapitalistischen Ökonomien weithin unter Kontrolle, weil auf lange Sicht moderate Steigerungsraten zur Norm wurden. Ganz anders das Geld, dessen rasante Vermehrung gerade seit den 1980er Jahren zu beobachten war, als sich die Inflationsraten beruhigten. Obwohl sich die Konsumentenpreise in Europa seit 1980 auch fast versiebenfacht haben, stehen sie doch im Schatten einer verhundertfachten Geldmenge.
Dieser Nicht-Zusammenhang von Geldvermehrung und Geldwertentwicklung wird besonders in den vergangenen gut zehn Jahren spürbar, weil die großen Notenbanken der USA, Englands, Japans und der Eurozone zur Bewältigung der Finanzkrise Unmengen frischer Geldmittel produziert haben. In der Eurozone gab es (in einer engen Definition der Geldmenge) 2007 nur etwa zwei Drittel der 2015 verfügbaren Mittel; bis 2019 ist die Menge nochmal um 37 Prozentpunkte angestiegen. Im gleichen Zeitraum stiegen die sogenannten harmonisierten Verbraucherpreise nur um etwa 15 (2007–2015) respektive 4,8 (2015–2019) Prozentpunkte. Und paradoxerweise befürchtet man parallel zu dem extremen Geldwachstum der letzten 40 Jahre keine Inflation, sondern gerade Deflation, also eine Stagnation oder gar ein Absinken des Preisniveaus, was eigentlich als ein Indikator für Geldmangel gilt. Wenn nämlich die Preise insgesamt fallen, so die üblicherweise angebrachte Überlegung, ist schlicht nicht genug Geld da, um alle Waren zu kaufen – und das, obwohl es immer weiter vermehrt wird. Die Europäische Zentralbank (EZB) peilt mit ihrer Politik bekanntlich einen moderaten Preisniveauanstieg von zwei Prozent pro Jahr an, der ihr als stabile Grundlage ökonomischer Prosperität gilt. Um es klar zu machen: Die EZB kämpft also dafür, dass eine leichte Inflation Bestand hat – und dies, obwohl sie aufgrund der genannten Geldvermehrung mehr als einfach zu haben sein müsste. Das heißt aber auch: Selbst nach Jahrzehnten bestechender Geldmengenausweitung erschien in den zehn Jahren nach der globalen Finanzkrise der EZB die Gefahr einer Deflation größer als jene einer Inflation. Und in der Tat war die Abschwächung des deflationären Drucks eine der Hauptbegründungen außergewöhnlicher nationaler wie europäischer Zentralbankpolitiken nach 2008, durch die (noch) mehr Geld in die Wirtschaft gebracht wurde. Nicht einmal die unglaubliche Summe von 2,6 Billionen Euro, die allein durch die EZB zwischen 2015 und 2018 zusätzlich in die Wirtschaft gepumpt wurde, führte zu einem merklichen Anstieg des allgemeinen Preisniveaus, also zu Inflation. Geld ist offenbar allerorts knapp, obwohl es mit enormer Geschwindigkeit vermehrt wird.
Und der Trend hält an: Die EZB wollte ihr «Quantitative Easing» gerade zurückfahren, als im Frühjahr 2020 die Coronakrise ausbrach. Wieder standen die großen Zentralbanken bereit und fluteten die Wirtschaft mit frisch erzeugtem Geld. Die Federal Reserve Bank vergrößerte ihre zwischen 2008 und 2019 bereits etwa verfünffachte Bilanzsumme von Februar bis Mai 2020 noch einmal um 60 Prozent. Das heißt: Die US-amerikanische Zentralbank hat Wertpapiere – Staatsschulden, aber auch mehr oder weniger riskante private Schuldpapiere – mit kolossalen Mengen frisch hergestelltem Geld vom Markt aufgekauft. Die EZB erweiterte ihr Aufkaufprogramm für Wertpapiere Anfang März 2020 um 120 Milliarden Euro und reduzierte ihre Ansprüche an die Qualität jener Anlagen, die Banken als Pfand hinterlegen müssen, um sich neues Geld zu leihen (bis mindestens September 2021 können Privatbanken sogar eher unsichere Wertpapiere mit der niedrigsten Bewertung BBB- als Pfand hinterlegen, wenn sie sich neues Geld bei der EZB leihen). Danach erweiterte die EZB noch einmal ihre Ankäufe für Wertpapiere um das Pandemic Emergency Purchase Program (PEPP), das zunächst mit einem Umfang von 750 Milliarden Euro angesetzt war, aber bereits Anfang Juni 2020 auf 1,3 Billionen Euro erhöht wurde – eine Summe, die bis Sommer 2021 in die Märkte fließen soll. EZB-Präsidentin Christine Lagarde machte klar, die Bereitschaft zur Finanzierung des Euro durch neu geschaffene Geldmittel sei unbegrenzt.
Während die EZB also private Investorinnen und Investoren mit kognitiv kaum mehr greifbaren Mengen an Geld zahlungsfähig macht, werden im Bundestag und den Wirtschaftsteilen der Tageszeitungen düstere Bilder von künftigen Staatshaushalten gezeichnet. Man müsse sich schon jetzt, in der Krise, so der Tenor, auf einen harten Sparkurs in der Zukunft einstellen. Zahlungsfähigkeit scheint also – siehe die Maßnahmen der Zentralbanken – gleichzeitig beliebig verfügbar und – siehe die Debatten in den Parlamenten – fürchterlich knapp zu sein. Die Zahlungskrisen der öffentlichen Hand – Finanzkrise, Coronakrise und Klimakrise – bedrohen den Zusammenhalt und Fortbestand ganzer Gesellschaften. Es ist deswegen wenig verwunderlich, wenn denen zugehört wird, die einen Ausweg versprechen. Einer davon ist Beardsley Ruml.
Das war eine Leseprobe aus dem Buch “Die monetäre Maschine”, erschienen im C.H.Beck Verlag.
Autor: Aaron Sahr ist Wirtschaftssoziologe. Er leitet am Hamburger Institut für Sozialforschung die Forschungsgruppe «Monetäre Souveränität». Als Gastprofessor der Leuphana Universität Lüneburg forscht und lehrt er am Zentrum für Theorie und Geschichte der Moderne zu Geldgeschichte, kapitalistischer Dynamik und politischer Ökonomie.
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Von Aaron Sahr bin ich Fan, seit dem ich ihm 2020 zum ersten Mal in einem Podcast zugehört habe. Er schafft es, die zum Zerreißen angespannte Gemengelage aus Finanz- und Wirtschaftswelt sachlich wie umfassend zu analysieren. Das Buch hole ich mir – Danke für die Leseprobe!
Lieber Maurice,
vielen Dank für diese Interessante Leseprobe. Beim Lesen dieses Buches müssen Dir als Wissenden des heutigen Geldsystems alle Haare zu Berge stehen.
Der Autor vermengt in seinem Geldbegriff alles Mögliche, was man populär als GELD bezeichnen kann. Er artikuliert nicht den Unterschied von Geld als Zahlungsmittel und Geld als Bewertungsmaßstab. Die Flussgröße Geld vermengt er gerne mit der Bestandsgröße Geld (= Geldvermögen).
Wie er zu der Aussage: „dürftige Wohlstandszuwächse“, bei der riesigen Geldvermögens-Ausweitung der Großvermögensbesitzer kommt, erschließt sich mir ebenfalls nicht. Diese Aussage gilt richtigerweise nur für die lohnabhängig Beschäftigten.
Das die von ihm beschriebenen Zahlungskrisen verschiedener Staaten alle an der falschen Handlungsweise der entsprechenden Regierungen lag, die sich in Fremdwährungen verschuldet haben, sollte in solch einem Buch deutlich herausgestellt werden. Warum dies so war, sollte ebenfalls beschrieben werden.
Ein Staat, wie von dir in deinem Buch so treffend beschrieben, kann in seiner eigenen Währung nie in Zahlungsschwierigkeiten geraten. Die angeblich „knappe Geldversorgung der öffentlichen Hand“ ist ein rein politisches Problem. Dass der Staat fast immer mehr ausgibt als er über Steuern und Abgaben wieder einnimmt, ist der Normalfall und kann dank gelderzeugender Zentralbank eigentlich nicht als „Schuld“ bezeichnet werden. Dass es Deutschland zeitweise geglückt ist, hier einen Einnahmenüberschuss zu erzielen, verdankt sie der Verschuldung des Auslandes = Exportüberschuss! Dies wird von unseren „klugen“ Politikern nur gerne unterschlagen. Dass unsere jahrelangen Exportüberschüsse eigentlich als „Krieg“ mit anderen Mitteln anzusehen ist, sollte man mal deutlich sagen.
Wenn ein Staat „Schulden“ hat, liegen diese ausschließlich in den „unterlassenen Ausgaben“ für notwendige Gemeinwohlaufgaben. Diese „Schuld“ ist nur dann zeitweise akzeptabel, wenn es an den notwendigen Ressourcen fehlt. Diese „Schuld“ sollte aber schnellstmöglich beseitigt werden. An FEHLENDEM GELD kann es in keinem Fall liegen. Auch dieser Sachverhalt wird in dem Buch unzureichend beschrieben.
Das der öffentliche Sektor zu einem dauerhaften Sorgenkind geworden ist, liegt an dem Unverständnis unserer politischen Führung in der Handhabung des heutigen Geldsystems. Die postulierten Folgen der Schwarzen Null für die Zahlungsfähigkeit der Länder sind reiner Schwindel und machtpolitisch von den Geldmächtigen so gewollt.
Wieso sollte Geld, erzeugt mit einem Buchungssatz, angesichts der Höhe der bereits ausgestellten und zu erwartenden Rechnungen Mangelware sein?
In der Beschreibung von Geld als Überfluss wird nicht zwischen dem Giralgeld der Geschäftsbanken und dem Giralgeld der Zentralbanken unterschieden. Die riesige Geldmengensteigerung ist auf die Geschäftsbanken in ihren Finanzmarktaktivitäten zurückzuführen. Erst als dieser Markt an seinen eigenen Steigerungen, die alle ausschließlich auf Preisveränderungen basierten, zu kippen drohten, mussten die Zentralbanken mit ihren unbegrenzten Fähigkeiten der Geldschöpfung von gesetzlichen Zahlungsmitteln eingreifen. Sie kauften Wertpapiere in beachtlichen Volumina auf, um die Geschäftsbanken und ihren Schattenbanken den längst fälligen Kurssturz dieser „Wertpapiere“ zeitlich herauszuschieben. Dies wird der nächste große Crash werden, wenn es den Geldmächtigen nicht gelingt, mit Russland einen Krieg zu inszenieren.
Erkennbar sollte in diesem Buch beschrieben werden, dass die massive Geldmengen-Steigerung ausschließlich durch die Finanzmärkte verursacht wurden.
Die Geldmengen-Ausweitung der Zentralbanken wird im Prinzip sachlich nicht korrekt beschrieben. Hier ist nur für die Rettung der Finanzmärkte Geld erzeugt und den Geschäftsbanken zur Verfügung gestellt worden. Das die EZB also private Investoren mit kognitiv kaum mehr greifbaren Mengen an Geld zahlungsfähig macht ist falsch. Nur die Regierung und die Geschäftsbanken unterhalten Konten bei der EZB und sind nicht das, was als private Investoren zu bezeichnen ist. Hierhin sind die „gesetzlichen Giralgeld-Mengen“ geflossen. Die Geschäftsbanken haben damit technisch ihr „wertloses“ Giralgeld in gesetzliche Zahlungsmittel getauscht.
Abschließend muss klargestellt werden, dass die öffentliche Hand sich in keiner Zahlungskrise sondern in einer Verständniskrise befindet. Diese spielt sich ausschließlich in den Köpfen unserer Politiker ab!