vielen Dank für diese Leseprobe der wohl bedeutendsten VWL-Publikation seit vielen Jahren. Ich besitze dieses Buch und habe es bereits einmal vollständig gelesen. Spannend wie ein Krimi und für mich als Diplombetriebswirt, der sich seit 20 Jahren mit dem Thema Geldsystem beschäftigt, regelrecht eine Offenbarung. Da ist es mir wohl so gegangen wie dir. Das Buch könnte auch „Grundlagen DER relevanten Ökonomik“ heißen!
Was Heiner Flassbeck zum Thema Einkommensteuer vorschlägt würde ich auf den Bereich Sozialversicherung ausdehnen und zwar auf alle Einkommen. Besonders die „leistungslosen“ Einkommen aus Finanzgeschäften, die heute unverständlicherweise nur mit 25% besteuert werden, gehören vollständig in das Einkommens-Volumen.
Das gern gebrauchte Argument, diese Einkommen wären ja bereits aus versteuerten Einkommen entstanden, ist für ein „leistungsloses“ Einkommen eine „Verdummung“ aller Bürger.
Wenn man jetzt noch den Mut hat, darauf hinzuweisen, dass ein „währungssouveräner Staat“ zur Bezahlung seiner Ausgaben keine „Steuer-Einnahmen“ benötigt taucht die Frage auf wofür dann überhaupt Steuern?
Hier wird ein Verständnis des heutigen Geldsystems gefordert. Wer sich das BIP als Währungszahl vergegenwärtigt muss erkennen, dass die zu dieser Umsatz-Zahl erforderliche Geldmenge kleiner ist als das BIP. Der einfache Grund liegt in der Mehrfachverwendung einer Währungseinheit (Geldumlauf genannt). Da der Staat seine Ausgaben im ersten Schritt praktisch „Brutto“, d.h. in voller Höhe seiner Ausgaben ausführt, ist damit „zu viel Geld“ im Umlauf. Diesen Überschuss muss der Staat mit seiner Steuerforderung wieder verringern.
Daran schließt sich zwingend die Frage an von wem der Staat diesen „Überschuss sprich Steuern“ zurückverlangen sollte.
Diese Frage könnte sogar Klein Fritzchen beantworten: „Nämlich von Denen die entsprechende Vermögensbestände (Geld- und Sach-Vermögen) angesammelt habe!“.
Wenn es aber aus verschiedenen Gründen nicht möglich ist, die Steuern dort zu erheben, wo es volkswirtschaftlich sinnvoll ist, somit aber Einnahmendefizite des Staates bestehen, könnte eine überlegt eingesetzte MMT-Maßnahme dieses Dilemma umgehen und die volkswirtschaftlichen Ressourcen doch noch besser nutzen mit dem Ziel, eine vernünftige Form von Wohlstand für Alle zu gewährleisten.
Einkommens-und Vermögensungleichheiten und damit starkes Kaufkraftgefälle zwischen den Marktteilnehmern reduzieren die Möglichkeiten ökonomisch induzierter Austauschbeziehungen.
Und diese könnte eine Gesellschaft dann ersetzen, indem sie Kaufkraft gezielt dorthin verteilt, wo diese Defizite bestehen.
Eine solche Gesellschaft muss aber von Wirtschaft was verstehen und weniger von Plusmacherei, was oft als Wirtschaftskompetenz bezeichnet wird.
Etwas OT, heute wurde bei Lanz und Precht über das Thema Schulden gesprochen. Insgesamt glaub ich etwas durchwachsen, aber auch mit relativ guten Stellen (beispielsweise der Hinweis auf die sprachliche Problematik im deutschen, dass im Wort Schulden eben das moralisch aufgeladene Schuld drin steckt).
Vielleicht könntest du über diese Ausabe ja ein Video machen.
Danke für die guten Auszüge! Hatte schon länger mit Flassbecks Büchern geliebäugelt, bisher aber keines zur Leseprobe im Buchhandel gefunden. Sein neues Buch werd' ich mir nun aber bestellen :)
Das neue Steuersystem nehme ich. Bitte umgehend realisieren!
Frage zum Thema Sparen: Wenn ich von einem Teil meines Überschusses Aktien bzw. ETF kaufe, ist das dann sparen oder investieren? Laut Finanzlogik bin ich dann "investiert", aber da Aktien lediglich den Besitzer wechseln, bekommt das Unternehmen ja nur mehr Fremdkapital (also Kredit), falls der Kurs durch meinen Kauf steigt. Andererseits ist das für mich ganz klar ein risikobehaftetes "Sparen" für die Zukunft.
Ganz vergessen: das Buch werde ich natürlich lesen.
Wer sein Geld, vermutlich in der Form von Giralgeld (= Buchgeld einer Geschäftsbank), in eiine andere Erscheinungsform umtauscht, nämlich in sog. Wertpapiere wie Aktien oder ETFs, hat trotz gegenteiliger Behauptung NICHTS investiert sondern nur das Giralgeld in eine wahrscheinlich "unsichere Geld-Form" umgetauscht.
Die Geldausgabe des Wertpapier-Käufers erreicht das Unternehmen niemals, da hier immer eine Geschäftsbank als Erstkäufer auftritt und alle anderen Käufer dieses Wertpapier einer GB abkaufen. Dies beschreibe ich Dir als ehemaliger Finanzvorstand einer Aktiengesellschaft!
Natürlich erfolgt dieses "Sparen" in der Erwartung von steigenden "Preisen = Kursen" und ist damit ein mögliches zusätzliches "leistungsloses" Einkommen. Diese Art von Einkommen ist ganzheitlich betrachtet aber ein Nullsummenspiel ud kann auch nach hinten losgehen. Die Erwartung der steigenden Preise hat aber prinziptiell wenig bis gar nichts mit der realwirtschaftlichen Entwicklung zu tun.
Ein wenig spitz formuliert erwartet hier "ein Dummer" auf den nächsten noch "Dümmeren" dem er sein Papier verkaufen kann!
Wer jetzt behauptet die "Gewinne" auf den Finanzmärkten wären sicherer und höher als auf den Realmärkten wird beim nächsten großen Zusammenbruch der Finanzmärkte wahrscheinlich kurz vor dem Zusammenbruch versuchen sein "Geld" in den Realmärkten zu retten. Was natürlich in diesem Markt ebenfalls zum Zusammenbruch führt!
Das Lesen des Buches von Heiner Flassbeck kann ich Dir nur dringend empfehlen.
Lieber Maurice,
vielen Dank für diese Leseprobe der wohl bedeutendsten VWL-Publikation seit vielen Jahren. Ich besitze dieses Buch und habe es bereits einmal vollständig gelesen. Spannend wie ein Krimi und für mich als Diplombetriebswirt, der sich seit 20 Jahren mit dem Thema Geldsystem beschäftigt, regelrecht eine Offenbarung. Da ist es mir wohl so gegangen wie dir. Das Buch könnte auch „Grundlagen DER relevanten Ökonomik“ heißen!
Was Heiner Flassbeck zum Thema Einkommensteuer vorschlägt würde ich auf den Bereich Sozialversicherung ausdehnen und zwar auf alle Einkommen. Besonders die „leistungslosen“ Einkommen aus Finanzgeschäften, die heute unverständlicherweise nur mit 25% besteuert werden, gehören vollständig in das Einkommens-Volumen.
Das gern gebrauchte Argument, diese Einkommen wären ja bereits aus versteuerten Einkommen entstanden, ist für ein „leistungsloses“ Einkommen eine „Verdummung“ aller Bürger.
Wenn man jetzt noch den Mut hat, darauf hinzuweisen, dass ein „währungssouveräner Staat“ zur Bezahlung seiner Ausgaben keine „Steuer-Einnahmen“ benötigt taucht die Frage auf wofür dann überhaupt Steuern?
Hier wird ein Verständnis des heutigen Geldsystems gefordert. Wer sich das BIP als Währungszahl vergegenwärtigt muss erkennen, dass die zu dieser Umsatz-Zahl erforderliche Geldmenge kleiner ist als das BIP. Der einfache Grund liegt in der Mehrfachverwendung einer Währungseinheit (Geldumlauf genannt). Da der Staat seine Ausgaben im ersten Schritt praktisch „Brutto“, d.h. in voller Höhe seiner Ausgaben ausführt, ist damit „zu viel Geld“ im Umlauf. Diesen Überschuss muss der Staat mit seiner Steuerforderung wieder verringern.
Daran schließt sich zwingend die Frage an von wem der Staat diesen „Überschuss sprich Steuern“ zurückverlangen sollte.
Diese Frage könnte sogar Klein Fritzchen beantworten: „Nämlich von Denen die entsprechende Vermögensbestände (Geld- und Sach-Vermögen) angesammelt habe!“.
Wenn es aber aus verschiedenen Gründen nicht möglich ist, die Steuern dort zu erheben, wo es volkswirtschaftlich sinnvoll ist, somit aber Einnahmendefizite des Staates bestehen, könnte eine überlegt eingesetzte MMT-Maßnahme dieses Dilemma umgehen und die volkswirtschaftlichen Ressourcen doch noch besser nutzen mit dem Ziel, eine vernünftige Form von Wohlstand für Alle zu gewährleisten.
Einkommens-und Vermögensungleichheiten und damit starkes Kaufkraftgefälle zwischen den Marktteilnehmern reduzieren die Möglichkeiten ökonomisch induzierter Austauschbeziehungen.
Und diese könnte eine Gesellschaft dann ersetzen, indem sie Kaufkraft gezielt dorthin verteilt, wo diese Defizite bestehen.
Eine solche Gesellschaft muss aber von Wirtschaft was verstehen und weniger von Plusmacherei, was oft als Wirtschaftskompetenz bezeichnet wird.
Ist das vorgestellte neue Steuersystem aufkommensneutral mit dem aktuellen Steuersystem? Ich kann mir das fast nicht vorstellen.
Hallo Maurice, danke für die Flassbeck Rezension.
Etwas OT, heute wurde bei Lanz und Precht über das Thema Schulden gesprochen. Insgesamt glaub ich etwas durchwachsen, aber auch mit relativ guten Stellen (beispielsweise der Hinweis auf die sprachliche Problematik im deutschen, dass im Wort Schulden eben das moralisch aufgeladene Schuld drin steckt).
Vielleicht könntest du über diese Ausabe ja ein Video machen.
Danke ;)
Danke für die guten Auszüge! Hatte schon länger mit Flassbecks Büchern geliebäugelt, bisher aber keines zur Leseprobe im Buchhandel gefunden. Sein neues Buch werd' ich mir nun aber bestellen :)
Das neue Steuersystem nehme ich. Bitte umgehend realisieren!
Frage zum Thema Sparen: Wenn ich von einem Teil meines Überschusses Aktien bzw. ETF kaufe, ist das dann sparen oder investieren? Laut Finanzlogik bin ich dann "investiert", aber da Aktien lediglich den Besitzer wechseln, bekommt das Unternehmen ja nur mehr Fremdkapital (also Kredit), falls der Kurs durch meinen Kauf steigt. Andererseits ist das für mich ganz klar ein risikobehaftetes "Sparen" für die Zukunft.
Ganz vergessen: das Buch werde ich natürlich lesen.
Wer sein Geld, vermutlich in der Form von Giralgeld (= Buchgeld einer Geschäftsbank), in eiine andere Erscheinungsform umtauscht, nämlich in sog. Wertpapiere wie Aktien oder ETFs, hat trotz gegenteiliger Behauptung NICHTS investiert sondern nur das Giralgeld in eine wahrscheinlich "unsichere Geld-Form" umgetauscht.
Die Geldausgabe des Wertpapier-Käufers erreicht das Unternehmen niemals, da hier immer eine Geschäftsbank als Erstkäufer auftritt und alle anderen Käufer dieses Wertpapier einer GB abkaufen. Dies beschreibe ich Dir als ehemaliger Finanzvorstand einer Aktiengesellschaft!
Natürlich erfolgt dieses "Sparen" in der Erwartung von steigenden "Preisen = Kursen" und ist damit ein mögliches zusätzliches "leistungsloses" Einkommen. Diese Art von Einkommen ist ganzheitlich betrachtet aber ein Nullsummenspiel ud kann auch nach hinten losgehen. Die Erwartung der steigenden Preise hat aber prinziptiell wenig bis gar nichts mit der realwirtschaftlichen Entwicklung zu tun.
Ein wenig spitz formuliert erwartet hier "ein Dummer" auf den nächsten noch "Dümmeren" dem er sein Papier verkaufen kann!
Wer jetzt behauptet die "Gewinne" auf den Finanzmärkten wären sicherer und höher als auf den Realmärkten wird beim nächsten großen Zusammenbruch der Finanzmärkte wahrscheinlich kurz vor dem Zusammenbruch versuchen sein "Geld" in den Realmärkten zu retten. Was natürlich in diesem Markt ebenfalls zum Zusammenbruch führt!
Das Lesen des Buches von Heiner Flassbeck kann ich Dir nur dringend empfehlen.