Russland steckt in der Rupien-Falle
Putin hat Indien zum großen neuen Handelspartner gemacht, seine Exporteure aber bekommen ihr Geld nicht aus dem Land. Was tun?
Indien ist Russlands Lückenfüller geworden. Und eigentlich ist es eine Win-Win-Situation für beide Länder: Russland bekommt sein Öl verkauft, das der Westen wegen der Sanktionen nicht mehr will; Indien hingegen kann Öl mit Rabatt einkaufen, das es dringend braucht. Eigentlich!
Es gibt nämlich einen Haken: Indien bezahlt wegen der Sanktionen nicht mehr in Dollar, sondern in eigener Währung, in Rupie. Und weil der russische Exportüberschuss gegenüber Indien explodiert ist, haben russische Exporteure einen riesigen Berg an Rupien angesammelt, mit denen sie aber gar nichts anfangen können.
Der Handel zwischen Russland und Indien hat sich verfünffacht!
Zur Einordnung: Vor dem Krieg betrug das jährliche Handelsvolumen zwischen Indien und Russland umgerechnet rund zehn Milliarden Dollar. Mittlerweile ist es fünf Mal so viel, rund 50 Milliarden Dollar. Vorher hat Russland Waren für etwas mehr als 7 Milliarden an Indien verkauft und Indien andersherum rund 3 Milliarden aus Russland eingeführt. Abgewickelt wurden die Geschäfte überwiegend in US-Dollar, wie international üblich, wenn Öl gehandelt wird.
Seit dem Krieg haben sich zwei Dinge geändert. Indien bezahlt jetzt in eigener Währung und Russland ist Indiens größter Öl-Lieferant geworden. 1,5 Millionen Fass pro Tag liefert Russland mittlerweile täglich, früher waren es keine 100.000. Statt 7 Milliarden Dollar beträgt das russische Exportvolumen mittlerweile rund 45 Milliarden pro Jahr. Im Gegenzug kauft Russland aber kaum mehr aus Indien als vorher. Die Exporte sind explodiert, die Importe nicht. Aus einem Handelsdefizit von 4 Milliarden wurden mehr als 40 Milliarden, das Defizit hat sich also verzehnfacht – und wird eben in Rubel abgewickelt.
Ein Berg von Rupien: Wohin damit?
Die Folge: Russische Exporteure häufen einen Berg an Rupien an, die sie als Guthaben bei indischen Banken halten. Für die indischen Importeure ist das bequem, weil sie dadurch kein Wechselkursrisiko haben. Die größte Ölraffinerie in Indien, die Indian Oil Corporation, gehört übrigens dem Staat. Heißt: der indische Staat kann russisches Öl mit eigener Währung kaufen. Das ist ein großes Privileg, schließlich kann der Staat Rupien selbst und theoretisch unbegrenzt erzeugen und bekommt dafür wertvolles Öl – besser geht es kaum!
Was ein Segen für Indien ist, wird zum Fluch für Russland. Typischerweise wird der Ölhandel in Dollar abgewickelt, weil er nahezu überall akzeptiert wird und in quasi jede andere Währung umgetauscht werden kann. Für die Rupie gilt das nicht. Zum einen verhindern Kapitalkontrollen der indischen Zentralbank, dass Rupien in großem Umfang gegen andere Währungen verkauft werden können; zum anderen ist weltweit die Nachfrage nach Rupien gering, weil das Handelsdefizit von Indien groß ist, nicht nur gegenüber Russland.
Indien kauft also viel mehr aus dem Ausland, als es dahin verkauft. Entsprechend brauchen Unternehmen, Banken und sonstige Institutionen außerhalb Indiens kaum Rupien – und der Devisenmarkt ist leer.
Wie weiter?
Was eigentlich nur ein Problem für Russlands große Energiekonzerne ist, haben Putin und Außenminister Lawrow längst zu einem politischen Problem gemacht. Sie verhandeln mit Indien über ein Freihandelsabkommen und wollen mehr aus Indien importieren. Denn sauer verdiente Rupien lassen sich einfacher gegen indische Waren als gegen andere Währungen tauschen. Ein Szenario ist also, dass das Handelsungleichgewicht die beiden näher zusammenbringt.
Ein anderes Szenario ist weniger versöhnlich. Russland könnte nämlich darauf bestehen, in Zukunft Öl nur noch gegen Rubel zu verkaufen. Dann hätte Indien das Risiko, dass Öl teurer wird, wenn der Rupie-Kurs fällt. Und das gleiche Problem wie Russland heute: Rupien, die kaum einer braucht, in Rubel umzutauschen. Es entstünde ein Machtkampf zwischen beiden Ländern.
Ein Machtkampf, in dem Russland eigentlich am längeren Hebel sitzt. Denn Russland hat, was die Welt (noch) braucht: Öl. Öl ist weltweit knapp, das verleiht Russland mit seinen großen Vorräten extrem viel Macht. Denn wenn nicht irgendein Land auf Öl verzichten will, muss irgendwer immer mit Russland handeln – und dann eben in Rubel zahlen.
Andersherum ist Russland aber froh, in Indien einen neuen strategischen Partner gefunden zu haben. Zumal in Zeiten, in denen andere die Brücken zu Russland abreißen. Das aufzugeben für ein Währungsproblem der russischen Energiekonzerne, die ohnehin quasi aus der Regierung geführt, mindestens gelenkt werden, wäre riskant.
All das zeigt: Die Frage, welche Waren international in welcher Währung bezahlt werden, ist eine hochpolitische und hochbrisante. Wie sie im Fall Russland-Indien ausgeht, ist noch offen.
Russland betreibt mit seinem Ölverkauf gegen Rupien aktive Entwicklungshilfe für das heute bevölkerungsrreichste Land auf der Welt. Dank seiner Ölvorräte sitzt Russland selbstverständlich am längeren Hebel, macht sich aber dieses weltwirtschaftlich bedeutende Land zum Freund.
Eine kluge Politik, wie ich meine und wichtig ist letztendlich nicht das Geld sondern die realen Vermögen wie Öl und eigentlichen immer die Menschen, auf die es letztendlich ankommt!
Wenn nun ein russisches Unternehmen eine Aktiva, einen Rohstoff wie Öl, verkauft, muss es die Entstehungskosten ja irgendwie tragen.
Und wenn keine Zahlungsmittel zurück kommen, kann es diese auch nicht sufrechnen.
Ob dieses Geschäftsmodell dann aufgeht, hängt von den Kreditbedingungen und vom Bewertungsrecht ab. Wenn die Forderungen in indischer Währung problemlos (ohne Bewertungsabschläge) nachhaltig (administrativ!) bilanziert werden können, ist dies kein Problem. Und weil Russland eine aktive Handelsbilanz hat und noch wesentlich andere Deviseneinnahmen bzw. - Äquivalente zur Verfügung stehen, gibt es auch keine materielle Notwendigkeit dafür. Überdies kann die indische Währung im indischen Wirtdchaftsraum wohl auch investiert werden. Entweder als Finanzinvestition oder direkt als unternehmerisch agierendes Rechtssubjekt.
Entscheidend ist immer der Gestaltungsraum, deb man sich geben kann, weil man sein Geschäftsmodell begriffen hat und nicht voller Angst wie das Kaninchen auf die Schlange starren muss.
Nach dem Modell der schwäbischen Hausfrau kann sich eine von Schäubles geführte Gesellschaft einen Sozialstaat nicht mehr leisten, wie es ein ehemaliger griechischer Finanzminister mit akademischem Background mal bemerkt hat.
Und nach Ansicht der Präsidentin der EZB sind die weit unter der Inflationsrate angesiedelten Lohnabschlüsse Grund dafür, die Leitzinsen auf ein vor einem Jahr nicht vorstellbares Niveau zu hieven
Zinskosten sind ja keine Kosten und die derzeitige Inflation resultiert vom Stand der Kapazitätsauslastung.
Wenn derart stümperisch Finanz- und Notenbank-Politik betrieben wird, kann man zwar mit Annalena in einen Unterbietungswettkampf um die geringste Kompetenz treten. Aber damit hat es sich auch.
Wenn Inflation schon ein Problem darstellen sollte, dann regelt man dies durchdekliniert auf allen Ebenen. Dies ist aber wieder jenseits des Ereignisraums nahezu aller Experten angesiedelt.
Denn in kritischen Situationen griffr sofort ein Ermittlungsverfahren, wenn aus Gründen der Marge die Preise angehoben werden.
Und wenn ein Geschäftsführer dann ins Gefängnis geht und zivilrechtlich mit dem eigenen Vermögen haftet, weil er den Hals nicht voll genug bekommen hat, wird sich das auch in einer dementsprechenden Geschäftskultur niederschlagen.
Als letztes Jahr der Chef der Bundesnetzagentur im Auftrag des Wirtschaftsministers die Trading Hub Europe (THE) angewiesen hat, Gas zu jedem Preis zu kaufen, hätte jeder vernünftige Ökonom darauf bestanden, die Merit-Order zu modifizieren. Und wenn die Köpfe um Merz wirklich ökonomische Kompetenz aufweisen würden und sich diese nicht nur auf den Plusmacher-Bereich der Wettbewerbslogik erstrecken würde, hätte es von dieser Seite im Bundestag eine Gesetzes-Iniviative geben müssen.
Und nach den Maßstäben von Moral Hazard schon von Seiten des Bundeswirtschaftsministeriums. Und da würde schon der Stab reichen, Robert hätte weiterhin den Fokus auf die Spezial-Definitionen wirtschaftlicher Termini richten können.
Aber nichts ist passiert.
Nur Jens Berger von den Nachdenkseiten hat dieses Problem zeitnah thematisiert, hat aber kein Echo im Debattenraum der Medien ausgelöst.
Also sind auch dort nur Wallache mit Zuchthengst-Allüren am Werk.