7 Kommentare
founding
Apr 25, 2022·Apr 25, 2022 bearbeitetGelikt von Maurice Höfgen

Sehr guter Beitrag zum Thema Steuern und wer sie zu zahlen hat.

Wenn man dann noch berücksichtigt, das Unternehmen alle von ihnen abzuführenden Steuern und Abgaben (einschl. Soziales) in den Preisen einkalkulieren, wird die Frage mit welcher Steuer man etwas umverteilen kann, sehr bedeutungsvoll.

Bei der Einkommenssteuer sollte der Einstieg beim Einkommen deutlich höher angesetzt werden und dann deutlich stärker ansteigen als bisher. Mit Bestandssteuern wie auf Vermögen und Erbschaften kann sicherlich eine reale Umverteilung (einen vernünftigen Freibetrag vorausgesetzt) betrieben werden.

Entscheidungen in dieser Richtung sind aber bei dem heutigen Personal im Bundestag und Bundesrat nicht zu erwarten.

Bin sehr gespannt auf deine neue Artikelreihe!

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Lieber Peter Glaser :) Maurice hat kaum Zeit aber du hast auch viel zu Geld gelesen! Kann ich dir grad eine Frage stellen, die mir nicht aus dem Kopf geht? - Ich frag mich, warum beeinflusst der Leitzins die Höhe der Kreditzinsen? Die Erklärung, warum der Leitzins die Kreditzinsen bestimmt ist oft: "Der Leitzins ist der Zins, zu dem sich Banken Geld von der Zentralbank leihen. Weil sie bei niedrigem Leitzins leichter an Geld kommen, haben sie tendenziell mehr Geld und können es günstiger verleihen." Diese Erklärung ist ja falsch, da sich Banken nicht Geld von der Zentralbank leihen und dasselbe Geld dann an Kunden Weiterverleihen. Aber Maurice sagt auch immer wieder, dass der Leitzins die Untergrenze für Kreditzinsen macht. Ich verstehe jetzt nicht, wie?

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founding
Mai 21, 2022·Mai 21, 2022 bearbeitet

Lieber Josuha Cho, der Zusammenhang der Kreditzinsen mit dem Leitzins der EZB ergibt sich aus dem Fakt, dass sich die Geschäftsbanken ihr selbsterzeugtes Giralgeld untereinander nicht oder nur sehr bedingt akzeptieren!

Hier kommt der Bedarf an Reserven (ZB-Giralgeld) ins Spiel. Da das für einen Kredit erzeugte Giralgeld meist nicht in dem Bilanzkreis der erzeugenden GB verbleibt. Die empfangende GB verlangt entweder ZB-Giralgeld (= Reserven), die die abgebende GB von der EZB zum Leitzins erhält oder die die empfangende GB als Interbanken-Kredit der abgebenden GB mit entsprechenden Zins (Leitzins plus Interbanken-Aufschlag) kreditiert.

Hier wird aber immer nur der tägliche Zahlungsverkehrs-Saldo der GBs untereinander zur Belastung . Es gibt also keinen direkten Zusammenhang zwischen dem vom Nichtbanken-Kreditnehmer zu zahlenden Kreditzins und dem Leitzins der EZB. Der Interbanken-Zins baut allerdings direkt auf dem Leitzins der EZB auf.

Der GB-Kreditzins orientiert sich an diesem Zins, ist aber grundsätzlich nicht vom Leitzins abhängig!

Der Witz des Ganzen besteht darin, dass der von einem Kreditnehmer gezahlte Zins (wenn in Form von Giralgeld bezahlt und nicht mit Bargeld) zur Bezahlung von EZB-Zinsen oder zur Bezahlung von Interbanken-Zinsen nicht geeignet ist. Der Euro im Bilanzkreis der EZB/Geschäftsbanken (= genannt Reserven) verhält sich zu dem Euro im GB/Nicht-Banken (= Giralgeld genannt) wie Euro zu US-Dollar. Zwei völlig unterschiedliche Geldsorten die nicht direkt gegeneinander getauscht werden können!

Das Giralgeld ist konkursgefährdet, die Reserven sind wie das Bargeld gesetzliches Zahlungsmittel und von der EZB in unbegrenzter Menge ohne Konkursrisiko erzeugbar!

Wer dieses einmal verstanden hat, erkennt die Lüge der GBs für ihre sog. Verwahrgeld-Zinsen, die sie mit dem Verweis auf ihre Negativ-Zinsen bei EZB-Guthaben von ihren Kunden verlangen. Die von ihren Kunden gezahlten Giralgeld-Zinsen können nicht zur Bezahlung der EZB-Negativ-Zinsen verwendet werden da ungeeignete Geldsorte!

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Vielen Dank für die ausführliche und klare Antwort!

Wenn es nicht stört, würde ich immer mal wieder eine Frage stellen. :) Ich habe keinen vergleichbaren Ansprechpartner, der sich mit den technischen Details auskennt.

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Danke nochmal für die Antwort! Ich habe mich gestern spät noch einmal hingesetzt und das ganze rekapituliert, und dann ist mir doch noch eine Frage aufgekommen: Wenn Banken Kredite vergeben, entsteht quasi neues Geld auf dem Konto des Kreditnehmers, und damit hat die Geschäftsbank tendenziell mehr Bedarf nach Zentralbankguthaben, weil der Kreditnehmer sein Geld wahrscheinlich an Leute und Firmen überweist, die bei einer anderen Bank ihr Konto haben - dafür braucht die Geschäftsbank Zentralbankgeld. Und dieses Zentralbankgeld, so hab ich das verstanden, bekommt die Geschäftsbank entweder als Kredit von der EZB oder sie leiht es sich auf dem Interbankenmarkt. Und auch der Zins auf dem Interbankenmarkt für Zentralbankguthaben richtet sich nach dem Leitzins der EZB - denn, wenn eine Bank einen Zins verlangt, der höher ist als der Leitzins, dann würde sich die Schuldnerbank natürlich eher das Geld von der EZB ausleihen als von der teureren GB. -------- Aber warum genau erhöhen Banken, wenn der Leitzins und der Interbankenzins steigt, oft auch die Zinsen auf ihre Bankkredite?

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founding

Deine Frage, warum Banken ihren Kreditzins parallel zur EZB-Zins bzw. zum Interbanken-Zins verändern, ist eigentlich nicht zwingend aber bietet den Geschäftsbanken eine gute Begründung für ihr gewinnorientiertes Zinsverhalten. Es gibt keinen zwingenden Grund für dieses Verhalten außer der Gewinnsucht aller Geschäftsbanken, die wir alle leider als normal und sinnvoll akzeptieren.

Hier sollten wir einmal hinterfragen, warum Banken für Kredite, erzeugt mit einem Buchungssatz aus den Nichts, überhaupt eine Zins-Vergütung erhalten? Jeder normale Bankangestellter wird dir im Brustton der Überzeugung erklären, dass die Bank von diesen Zinsen lebt, sprich ihre Kosten bezahlt und den Gewinn damit generiert. Dieser Bank-Angestellte hat wie die meisten Menschen nicht begriffen, dass eine Bank alle Ausgaben mit selbstgeschöpften Geld (per Buchungssatz) erzeugt.

Geschäftsbanken haben ein Problem, dass sie aber niemals artikulieren: "Wie mache ich alle die Gewinne in meiner Buchführung als reale Gewinne sichtbar, die mit ihrer Fähigkeit der Gelderzeugung zwingend entstehen und in dem Buchführungssystem nicht sichtbar sind!"

Das ist das eigentliche Problem von Banken, die ihre wahren Gewinne in unserem Buchführungssystem nicht ausweisen können oder vielleicht auch nicht wollen. Wenn du und ich eine Leistung eines anderen Menschen erwerben wollen, muß uns ein anderer Mensch diese Leistung entweder schenken oder wir müssen vorher mit unserer Leistung Geld als Ausgleich erhalten haben, dass wir zum Erhalt dieser Gegenleistung verwenden können. Eine Bank erzeugt dieses Geld mit einem Buchungssatz und erhält dafür die Leistung eines anderen Menschen praktisch ohne Gegenleistung oder willst du die Erzeugung eines Buchungssatzes als ausreichende Gegenleistung ansehen.

Hier wird der Betrug unseres Geldsystem sichtbar und sollte, wie Henry Ford so richtig formuliert hat, wenn die Menschen es begriffen hätten morgen zum Generalstreik aller Tätigen aufrufen und den Geldmächtigen den Platz zuweisen, den sie verdienen.

Die wichtigste und gerne verschwiegene Funktion unseres Geldsystems ist die Machtausübung über andere Menschen via Geldvermögen!

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Danke, die Argumentationslogik einmal umzudrehen, hat mich baff gemacht. Haha, ich musste lachen, weil du hast Recht.

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