Danke für die Erläuterungen Maurice. Ich frage mich was an den Befürchtung dran ist, dass die Inflation auf Grund der Geldflut stark anziehen wird. Ein Großteil der Schulden soll ja in die Aufrüstung fließen und es ist fraglich ob das Geld dann wirklich dem Binnenmarkt zufließt, da die hiesige Rüstungsindustrie nicht alles liefern kann (zumindest kurzfristig).
Könntest du das nochmal erläutern wie diese Schulden die Inflationsrate in Deutschland/Europa beeinflussen werden?
Ich find es, ehrlich gesagt, ziemlich beängstigend, daß zwar zum Einen zu Recht die Schuldenbremse gelockert wird und das auch positiv bewertet wird, es zum Anderen aber keinerlei Kritik daran gibt, WOFÜR die Schuldenbremse gelockert wird - nämlich für Aufrüstung.
Zur Erinnerung: die Maastricht - Kriterien werden für Aufrüstung gelockert, für nichts anderes.
Laut Plan der KleiKo sollen Ausgaben für RÜSTUNG über 1% des BIP von der Schuldenbremse ausgenommen werden - „whatever it takes” -, nicht für Investitionen in die Infrastruktur. Das Sondervermögen für Infrastruktur ist davon ausgenommen und ist für 10 Jahre festgelegt, sprich 50 Milliarden pro Jahr, was zwar durchaus ein ordentlicher Batzen ist, aber darüberhinaus eben NICHT von der Schuldenbremse ausgenommen ist.
Die Wirtschaft der EU und Deutschlands wird dadurch natürlich einen Aufschwung erleben - klar -, die Frage ist nur, wofür!
Denn, daß ein BK Friedrich Merz diese enormen Staatsausgaben in Rüstung damit rechtfertigen wird, um in anderen Bereichen, v.a. im sozialen Bereich, zu sparen und zu kürzen, steht außer Frage.
Ebenfalls steht außer Frage, daß diese Umstellung auf eine „Aufrüstungswirtschaft” - um nicht den provokanten Begriff Kriegswirtschaft zu benutzen - eben NICHT nachhaltig ist.
Es werden zwar durchaus von Rüstungsunternehmen Steuereinnahmen zurückfließen und „neue” Arbeitsplätze geschaffen, real findet aber schlicht eine Umschichtung von Arbeitsplätzen statt - von inzwischen schwächelnden Industriebetrieben hin zu Rüstungsbetrieben.
Warum die deutsche und europäische Industrie derzeit stark schwächelt, ist aber auch bestens bekannt: zwar nicht ausschließlich, aber zum Großteil aufgrund der EU - Sanktionen gegen RUS, die die EU - Wirtschaft deutlich stärker treffen als den Sanktionierten selber.
Was auch vollkommen außer Acht gelassen wird, ist, daß es parallel dazu eben keine Erhöhung der Kapitalertragssteuer und/oder eine Wiedereinführung der Vermögenssteuer geben wird, sprich es findet wieder - und zum wiederholten Male - eine Umverteilung von unten nach oben statt, diesmal mit direkten Staatsgeldern!
Zudem wird hier nicht angesprochen, daß Rüstungsgüter keinen volkswirtschaftlichen Mehrwert erzeugen, denn Rüstungsgerät veraltet innerhalb weniger Jahre und Munition wird im wahrsten Sinne des Wortes einfach verpulvert!
Sprich, es handelt sich hier NICHT um „Investitionen”, die der Staat nachhaltig in die Volkswirtschaft mit Mehrwert investiert, sondern um Kredite, die in die Volkswirtschaft gepumpt werden und dann einfach weg sind bzw. wieder bei Unternehmen, Aktionären und Vermögenden landen!
Diese Begebenheiten bleiben sowohl bei Maurice, als auch übrigens im Surplus - Magazin, vollkommen unwidersprochen und werden einfach achselzuckend hingenommen oder verschwiegen.
Ich finde diese unreflektierte Bejubelung für Aufrüstung beschämend für jemanden (und auch für ein Magazin), der (und das) sich als „antifaschistisch” und als „links” bezeichnet!
Anders gesagt, ist eine solch unreflektierte Bejubelung des angeblichen Paradigmenbruchs mit der Schuldenbremse beschämend. WirtschaftsPOLITIK ist eben auch immer Politik und steht in einem gesellschaftlichen Kontext und das sollte man mit dem Anspruch „antifaschistisch” zu sein, auch wahrnehmen und widerspiegeln!
Denn, was in der EU gerade passiert, ist - verkürzt und überspitzt ausgedrückt - die Umstellung einer zivilen Marktwirtschaft hin zu einer staatlich finanzierten Kriegswirtschaft und man muß kein Trump - oder Putinfan sein, um so etwas sowohl makroökonomisch als auch gesellschaftlich zu verurteilen!
Vielen Dank für diesen Kommentar. Ich würde zwar nicht so weit gehen, Maurice zu unterstellen, dass er die Aufrüstung "bejubelt", aber ansonsten stimme ich vollkommen zu.
Bezeichnend ist, dass die schuldenfinanzierten Aufrüstungspläne in wirtschaftsliberalen und konservativen Kreisen sofort eine Debatte ausgelöst haben, wo nun im Sozialbereich der Rotstift angesetzt werden soll. Einschnitte bei den Renten werden in den Raum gestellt, Elterngeld und Pendlerpauschale soll es nach dem Willen einiger an den Kragen gehen. Ans Bürgergeld will die CDU sowieso schon lange ran, auch wenn ihr das BVG hier einen Riegel vorschieben dürfte. Dennoch ist zumindest damit zu rechnen, dass sich die Rhetorik gegen die, die ganz unten stehen, verschärfen wird.
Parallel fordert die CDU eine härtere Migrationspolitik, obwohl das Wachstum der Erwerbstätigenzahl fast nur noch auf Migration aus Drittstaaten und davon wiederum zu einem großen Teil auf Geflüchtete zurückzuführen ist. Das ist kein Beitrag zur Lösung, sondern zur Verschärfung des Arbeits- und Fachkräfteproblems. Fraglich also, ob die 500 Milliarden für Infrastruktur tatsächlich die erhoffte Wirkung haben, wenn es im Bausektor usw. an Arbeitskräften fehlt. Zumal die 500 Milliarden wohl nicht reichen werden, um den Investitionsstau abzubauen. Und überhaupt ist noch offen, welche Prioritätensetzung die Union beim Infrastrukturausbau verfolgt. Nicht auszuschließen, dass auch darin Ausgaben für militärische oder militärnahe Infrastrukturen versteckt sind. So ist z. B. von Investitionen in "Zivil- und Bevölkerungsschutz" zu lesen – das können Deiche sein, aber eben auch Luftschutzkeller.
Wenn nun aber im Sozialbereich gespart werden soll und Merz & Co. Klassenkampf von oben gegen Bürgergeldempfänger und Geflüchtete betreiben, dann birgt das sozialen Sprengstoff, der den gesellschaftlichen Unfrieden eher noch vergrößern dürfte und der AfD in die Hände spielt. Zugespitzt formuliert: In einigen Jahren haben wir womöglich eine "kriegstüchtige" Bundeswehr, die eine Reichskanzlerin Alice Weidel aber eher nicht zur Verteidigung der liberalen Demokratie gegen Russland einsetzen dürfte. Diese Gefahr wird mir in der aktuellen Aufrüstungshysterie viel zu wenig mitgedacht.
Eine „Bejubelung” von Aufrüstung würde ich Maurice und auch Surplus jetzt auch nicht unterstellen, weil es sich ja v.a. auf die Schuldenbremse bezieht.
Daß in diesem Zuge die Aufrüstungspläne nicht wahrgenommen bzw. kritisiert werden, liegt wohl daran, daß man sie befürwortet bzw. sie als notwendig hinnimmt.
Heiner Flassbeck ist da in der Hinsicht sehr stabil und auch er sieht die Gefahr, daß das eine Steilvorlage für die AfD wird.
Die vermeintliche „Notwendigkeit” einer Aufrüstung der EU muß man jetzt hier nicht vertiefen. Hinweisen möchte ich aber zum Einen auf eine Greenpeace - Studie von 11/24, die sehr eindeutig belegt, daß die europäischen NATO - Staaten (ohne die USA) bereits jetzt ein höheres Rüstungsvolumen haben wie RUS.
Zum Anderen auf einen sehr eindrücklichen Vortrag von Jeffrey Sachs vor 3 Wochen beim EU - Parlament, der sehr klar und eindeutig benennt, warum dieser Krieg stattgefunden hat, was dort passiert ist und auch, wie sich die EU verhalten KÖNNTE.
Es findet sich auf YT auch eine deutsche Simultanübersetzung.
Klar ist für mich in jedem Fall, daß die angebliche Bedrohung Europas/der NATO durch RUS eindeutig Transatlantiker - bzw. Neocon - Sprech ist, der die Situation nur weiter anheizt anstatt sie zu entspannen und das Gebärden der EU - Kommission unter U. von der Leyen und auch von F. Merz haarsträubend ist.
Jeffrey Sachs würde ich zu diesem (und auch anderen Themen) gerne mal im Surplus - Magazin lesen, ich denke, daß er dazu sicher gerne bereit wäre.
Wieder mal sehr lesenswert. Ich habe mehrfach von Leuten gelesen „Schulden, der Staat druckt Geld, also höhere Geldmenge = Inflation“.
Erhöht sich die Geldmenge, wenn Banken Staatsanleihen kaufen überhaupt? Die nutzen dazu doch ihr EZB Guthaben. Höhere Geldmenge entsteht, wenn die EZB einspringt und die Anleihen kauft, oder? Oder ist gemeint, dass Banken mit mehr Anleihen den Leuten mehr Kredite geben?
Boah ist das interessant! Sehr technisch - aber auf genau die gute Art. Das ist das wertvolle Wissen, dass solche Texte vermitteln. Ich habe die Mechanismen sofort in mein Anki notiert, damit ich sie mir immer wieder aufsage. Mir entstehen da nämlich immer Knoten im Kopf!
Mit direkter Staatsfinanzierung durch die Zentralbanken wäre das Zinsproblem keines mehr für die Euro-Staaten. Verhindert wird das nur durch das Misstrauen, das Politiker ansonsten Geld für Wahlversprechen ausgeben würden und sich künftige Wählerstimmen durch soziale Wohltaten erkaufen würden.
Dabei gab es Jahrzehnte in Deutschland ohne Schuldenbrems und ohne Vorgaben der EU, in denen eher die Sparwut das Problem war und noch ist und nicht das ungehemmte Geldausgeben.
Deutschland hat seit Gründung eher ein Sparproblem als ein Ausgabenproblem. Kaputtsparen, um es genau zu sagen.
Ein Blick auf MMT zeigt, was möglich wäre, wenn man sich traute. Mehr Demokratie wagen, mehr Zutrauen zu gewählten Vertretern und der Budgethoheit des Parlamentes.
Danke für die Perspektive - sehe die Erwartung einer weniger soliden Haushaltslage ebenso nicht als relevanten Grund der Finanzmarktreaktion. Das Handeln der Investoren würde ich größtenteils aber innerhalb eines Risikoprofils sehen, grade bei Staatsanleihen. Da würde ich keine große Umschichtung in den risikoreicheren Aktienmarkt vermuten. Allerdings sind Anleihen mit höheren Kupons, die perspektivisch den Markt fluten, beispielsweise Grund genug für Investoren, auch präventiv nach Erwartungen des Marktes, aus den 10 Jährigen auszusteigen, oder umzuschichten.
Der „Schuldenberg“ ist ein geplanter „Ausgabenberg“ die unsere Regierung mit der Währungsschöpfung der staatlichen Zentralbank bezahlt. Dass sie dafür nicht die Steuern erhöht sondern dies mit dem Verkauf von Staatsanleihen abwickelt, dient ausschließlich zur Förderung der Finanzmärkte denen sie dafür auch noch Zinsen zukommen lässt. Kein Bürger muss für diese Ausgaben auch nur einen Cent aufwenden!
Fakt ist, dass die Staatsanleihen mit staatlichen Zahlungsmitteln, erzeugt von der Zentralbank, gekauft werden müssen. Diese Geldsorte ist nur den Kunden der Zentralbank zugänglich, also der Regierung und den Geschäftsbanken. Staatsanleihen werden immer zuerst einem bestimmten Bieterkreis, d.h. einem Teil der Geschäftsbanken, die diesem Bieterkreis angehören, in einer Auktion angeboten. Diese Banken haben z.B. durch die Staatsausgaben ein entsprechendes Reserve-Guthaben bei der Zentralbank oder müssen sich die Reserven als Kredit von der Zentralbank beschaffen.
Diese Reserven werden dann beim Kauf der Staatsanleihen auf das ZB-Konto der Regierung umgebucht und stehen der Regierung für ihre Ausgaben zur Verfügung. Die Ausgaben fließen anschließend wieder über die Konten der Geschäftsbanken an selbige zurück. Also im Falle des o.a. Kredits eine kurzfristige Belastung der betroffenen Geschäftsbanken mit eine langfristigen „todsicheren“ Zinseinnahme und garantierten Rückzahlung.
Erst im zweiten Schritt kommen die Finanzmärkte ins Spiel. Diese Teilnehmer kaufen dann von den GBs des Bieterkreises die Staatsanleihen ab und bezahlen es mit ihrem Giralgeld-Guthaben (das Buchgeld der Geschäftsbanken). Zinsbestimmend sind diese Akteure in keinster Weise. Die von der Regierung gezahlten Zinsen in Form von ZB-Buchgeld (= Reserven) fließen immer über die Konten der GBs an die Nichtbanken-Besitzer. Dabei werden die ZB-Zinsen wieder in Giralgeld-Zinsen umgetauscht. Eine doppelte Ausweitung der Geldmenge – Reserven und Giralgeld!
Warum muss der Staat als Währungshersteller für notwendige Ausgaben noch zusätzlich Zinsen aufwenden?
Vielen Dank für diese Erklärung und Einordnung. Darauf habe ich gewartet.
Danke für die Erläuterungen Maurice. Ich frage mich was an den Befürchtung dran ist, dass die Inflation auf Grund der Geldflut stark anziehen wird. Ein Großteil der Schulden soll ja in die Aufrüstung fließen und es ist fraglich ob das Geld dann wirklich dem Binnenmarkt zufließt, da die hiesige Rüstungsindustrie nicht alles liefern kann (zumindest kurzfristig).
Könntest du das nochmal erläutern wie diese Schulden die Inflationsrate in Deutschland/Europa beeinflussen werden?
50 Milliarden zusätzlich pro Jahr kann die deutsche Wirtschaft locker vertragen, ohne zu überhitzen. Also: kein Grund zur Sorge.
Ich find es, ehrlich gesagt, ziemlich beängstigend, daß zwar zum Einen zu Recht die Schuldenbremse gelockert wird und das auch positiv bewertet wird, es zum Anderen aber keinerlei Kritik daran gibt, WOFÜR die Schuldenbremse gelockert wird - nämlich für Aufrüstung.
Zur Erinnerung: die Maastricht - Kriterien werden für Aufrüstung gelockert, für nichts anderes.
Laut Plan der KleiKo sollen Ausgaben für RÜSTUNG über 1% des BIP von der Schuldenbremse ausgenommen werden - „whatever it takes” -, nicht für Investitionen in die Infrastruktur. Das Sondervermögen für Infrastruktur ist davon ausgenommen und ist für 10 Jahre festgelegt, sprich 50 Milliarden pro Jahr, was zwar durchaus ein ordentlicher Batzen ist, aber darüberhinaus eben NICHT von der Schuldenbremse ausgenommen ist.
Die Wirtschaft der EU und Deutschlands wird dadurch natürlich einen Aufschwung erleben - klar -, die Frage ist nur, wofür!
Denn, daß ein BK Friedrich Merz diese enormen Staatsausgaben in Rüstung damit rechtfertigen wird, um in anderen Bereichen, v.a. im sozialen Bereich, zu sparen und zu kürzen, steht außer Frage.
Ebenfalls steht außer Frage, daß diese Umstellung auf eine „Aufrüstungswirtschaft” - um nicht den provokanten Begriff Kriegswirtschaft zu benutzen - eben NICHT nachhaltig ist.
Es werden zwar durchaus von Rüstungsunternehmen Steuereinnahmen zurückfließen und „neue” Arbeitsplätze geschaffen, real findet aber schlicht eine Umschichtung von Arbeitsplätzen statt - von inzwischen schwächelnden Industriebetrieben hin zu Rüstungsbetrieben.
Warum die deutsche und europäische Industrie derzeit stark schwächelt, ist aber auch bestens bekannt: zwar nicht ausschließlich, aber zum Großteil aufgrund der EU - Sanktionen gegen RUS, die die EU - Wirtschaft deutlich stärker treffen als den Sanktionierten selber.
Was auch vollkommen außer Acht gelassen wird, ist, daß es parallel dazu eben keine Erhöhung der Kapitalertragssteuer und/oder eine Wiedereinführung der Vermögenssteuer geben wird, sprich es findet wieder - und zum wiederholten Male - eine Umverteilung von unten nach oben statt, diesmal mit direkten Staatsgeldern!
Zudem wird hier nicht angesprochen, daß Rüstungsgüter keinen volkswirtschaftlichen Mehrwert erzeugen, denn Rüstungsgerät veraltet innerhalb weniger Jahre und Munition wird im wahrsten Sinne des Wortes einfach verpulvert!
Sprich, es handelt sich hier NICHT um „Investitionen”, die der Staat nachhaltig in die Volkswirtschaft mit Mehrwert investiert, sondern um Kredite, die in die Volkswirtschaft gepumpt werden und dann einfach weg sind bzw. wieder bei Unternehmen, Aktionären und Vermögenden landen!
Diese Begebenheiten bleiben sowohl bei Maurice, als auch übrigens im Surplus - Magazin, vollkommen unwidersprochen und werden einfach achselzuckend hingenommen oder verschwiegen.
Ich finde diese unreflektierte Bejubelung für Aufrüstung beschämend für jemanden (und auch für ein Magazin), der (und das) sich als „antifaschistisch” und als „links” bezeichnet!
Anders gesagt, ist eine solch unreflektierte Bejubelung des angeblichen Paradigmenbruchs mit der Schuldenbremse beschämend. WirtschaftsPOLITIK ist eben auch immer Politik und steht in einem gesellschaftlichen Kontext und das sollte man mit dem Anspruch „antifaschistisch” zu sein, auch wahrnehmen und widerspiegeln!
Denn, was in der EU gerade passiert, ist - verkürzt und überspitzt ausgedrückt - die Umstellung einer zivilen Marktwirtschaft hin zu einer staatlich finanzierten Kriegswirtschaft und man muß kein Trump - oder Putinfan sein, um so etwas sowohl makroökonomisch als auch gesellschaftlich zu verurteilen!
Vielen Dank für diesen Kommentar. Ich würde zwar nicht so weit gehen, Maurice zu unterstellen, dass er die Aufrüstung "bejubelt", aber ansonsten stimme ich vollkommen zu.
Bezeichnend ist, dass die schuldenfinanzierten Aufrüstungspläne in wirtschaftsliberalen und konservativen Kreisen sofort eine Debatte ausgelöst haben, wo nun im Sozialbereich der Rotstift angesetzt werden soll. Einschnitte bei den Renten werden in den Raum gestellt, Elterngeld und Pendlerpauschale soll es nach dem Willen einiger an den Kragen gehen. Ans Bürgergeld will die CDU sowieso schon lange ran, auch wenn ihr das BVG hier einen Riegel vorschieben dürfte. Dennoch ist zumindest damit zu rechnen, dass sich die Rhetorik gegen die, die ganz unten stehen, verschärfen wird.
Parallel fordert die CDU eine härtere Migrationspolitik, obwohl das Wachstum der Erwerbstätigenzahl fast nur noch auf Migration aus Drittstaaten und davon wiederum zu einem großen Teil auf Geflüchtete zurückzuführen ist. Das ist kein Beitrag zur Lösung, sondern zur Verschärfung des Arbeits- und Fachkräfteproblems. Fraglich also, ob die 500 Milliarden für Infrastruktur tatsächlich die erhoffte Wirkung haben, wenn es im Bausektor usw. an Arbeitskräften fehlt. Zumal die 500 Milliarden wohl nicht reichen werden, um den Investitionsstau abzubauen. Und überhaupt ist noch offen, welche Prioritätensetzung die Union beim Infrastrukturausbau verfolgt. Nicht auszuschließen, dass auch darin Ausgaben für militärische oder militärnahe Infrastrukturen versteckt sind. So ist z. B. von Investitionen in "Zivil- und Bevölkerungsschutz" zu lesen – das können Deiche sein, aber eben auch Luftschutzkeller.
Wenn nun aber im Sozialbereich gespart werden soll und Merz & Co. Klassenkampf von oben gegen Bürgergeldempfänger und Geflüchtete betreiben, dann birgt das sozialen Sprengstoff, der den gesellschaftlichen Unfrieden eher noch vergrößern dürfte und der AfD in die Hände spielt. Zugespitzt formuliert: In einigen Jahren haben wir womöglich eine "kriegstüchtige" Bundeswehr, die eine Reichskanzlerin Alice Weidel aber eher nicht zur Verteidigung der liberalen Demokratie gegen Russland einsetzen dürfte. Diese Gefahr wird mir in der aktuellen Aufrüstungshysterie viel zu wenig mitgedacht.
Eine „Bejubelung” von Aufrüstung würde ich Maurice und auch Surplus jetzt auch nicht unterstellen, weil es sich ja v.a. auf die Schuldenbremse bezieht.
Daß in diesem Zuge die Aufrüstungspläne nicht wahrgenommen bzw. kritisiert werden, liegt wohl daran, daß man sie befürwortet bzw. sie als notwendig hinnimmt.
Heiner Flassbeck ist da in der Hinsicht sehr stabil und auch er sieht die Gefahr, daß das eine Steilvorlage für die AfD wird.
https://www.relevante-oekonomik.com/2025/03/06/schulden-ohne-sinn-und-verstand-so-befeuert-man-die-afd/
Die vermeintliche „Notwendigkeit” einer Aufrüstung der EU muß man jetzt hier nicht vertiefen. Hinweisen möchte ich aber zum Einen auf eine Greenpeace - Studie von 11/24, die sehr eindeutig belegt, daß die europäischen NATO - Staaten (ohne die USA) bereits jetzt ein höheres Rüstungsvolumen haben wie RUS.
https://www.greenpeace.de/publikationen/Kraeftevergleich_NATO-Russland.pdf
Zum Anderen auf einen sehr eindrücklichen Vortrag von Jeffrey Sachs vor 3 Wochen beim EU - Parlament, der sehr klar und eindeutig benennt, warum dieser Krieg stattgefunden hat, was dort passiert ist und auch, wie sich die EU verhalten KÖNNTE.
Im englischen Originalton hier:
https://youtu.be/VjcMoDFU1xg?si=rV116crpmn5__QOQ
Es findet sich auf YT auch eine deutsche Simultanübersetzung.
Klar ist für mich in jedem Fall, daß die angebliche Bedrohung Europas/der NATO durch RUS eindeutig Transatlantiker - bzw. Neocon - Sprech ist, der die Situation nur weiter anheizt anstatt sie zu entspannen und das Gebärden der EU - Kommission unter U. von der Leyen und auch von F. Merz haarsträubend ist.
Jeffrey Sachs würde ich zu diesem (und auch anderen Themen) gerne mal im Surplus - Magazin lesen, ich denke, daß er dazu sicher gerne bereit wäre.
Wieder mal sehr lesenswert. Ich habe mehrfach von Leuten gelesen „Schulden, der Staat druckt Geld, also höhere Geldmenge = Inflation“.
Erhöht sich die Geldmenge, wenn Banken Staatsanleihen kaufen überhaupt? Die nutzen dazu doch ihr EZB Guthaben. Höhere Geldmenge entsteht, wenn die EZB einspringt und die Anleihen kauft, oder? Oder ist gemeint, dass Banken mit mehr Anleihen den Leuten mehr Kredite geben?
Boah ist das interessant! Sehr technisch - aber auf genau die gute Art. Das ist das wertvolle Wissen, dass solche Texte vermitteln. Ich habe die Mechanismen sofort in mein Anki notiert, damit ich sie mir immer wieder aufsage. Mir entstehen da nämlich immer Knoten im Kopf!
Mit direkter Staatsfinanzierung durch die Zentralbanken wäre das Zinsproblem keines mehr für die Euro-Staaten. Verhindert wird das nur durch das Misstrauen, das Politiker ansonsten Geld für Wahlversprechen ausgeben würden und sich künftige Wählerstimmen durch soziale Wohltaten erkaufen würden.
Dabei gab es Jahrzehnte in Deutschland ohne Schuldenbrems und ohne Vorgaben der EU, in denen eher die Sparwut das Problem war und noch ist und nicht das ungehemmte Geldausgeben.
Deutschland hat seit Gründung eher ein Sparproblem als ein Ausgabenproblem. Kaputtsparen, um es genau zu sagen.
Ein Blick auf MMT zeigt, was möglich wäre, wenn man sich traute. Mehr Demokratie wagen, mehr Zutrauen zu gewählten Vertretern und der Budgethoheit des Parlamentes.
Hallo Maurice
Danke für diese Erläuterungen, diese helfen mir, die Entscheidungen nachzuvollziehen und - in meinem hohen Alter - die Gehirnwindungen zu schmieren.
Gruß aus dem Bergischen Land
Danke für die Einordnung, Maurice!
Kannst du bitte ein paar mehr Quellen angeben? Die Sprünge bei den Währungen kann ich teils und bei den Aktienkursen nicht nachvollziehen.
Ebenso die Renditen anderer Euroländer.
Danke für die Perspektive - sehe die Erwartung einer weniger soliden Haushaltslage ebenso nicht als relevanten Grund der Finanzmarktreaktion. Das Handeln der Investoren würde ich größtenteils aber innerhalb eines Risikoprofils sehen, grade bei Staatsanleihen. Da würde ich keine große Umschichtung in den risikoreicheren Aktienmarkt vermuten. Allerdings sind Anleihen mit höheren Kupons, die perspektivisch den Markt fluten, beispielsweise Grund genug für Investoren, auch präventiv nach Erwartungen des Marktes, aus den 10 Jährigen auszusteigen, oder umzuschichten.
Der „Schuldenberg“ ist ein geplanter „Ausgabenberg“ die unsere Regierung mit der Währungsschöpfung der staatlichen Zentralbank bezahlt. Dass sie dafür nicht die Steuern erhöht sondern dies mit dem Verkauf von Staatsanleihen abwickelt, dient ausschließlich zur Förderung der Finanzmärkte denen sie dafür auch noch Zinsen zukommen lässt. Kein Bürger muss für diese Ausgaben auch nur einen Cent aufwenden!
Fakt ist, dass die Staatsanleihen mit staatlichen Zahlungsmitteln, erzeugt von der Zentralbank, gekauft werden müssen. Diese Geldsorte ist nur den Kunden der Zentralbank zugänglich, also der Regierung und den Geschäftsbanken. Staatsanleihen werden immer zuerst einem bestimmten Bieterkreis, d.h. einem Teil der Geschäftsbanken, die diesem Bieterkreis angehören, in einer Auktion angeboten. Diese Banken haben z.B. durch die Staatsausgaben ein entsprechendes Reserve-Guthaben bei der Zentralbank oder müssen sich die Reserven als Kredit von der Zentralbank beschaffen.
Diese Reserven werden dann beim Kauf der Staatsanleihen auf das ZB-Konto der Regierung umgebucht und stehen der Regierung für ihre Ausgaben zur Verfügung. Die Ausgaben fließen anschließend wieder über die Konten der Geschäftsbanken an selbige zurück. Also im Falle des o.a. Kredits eine kurzfristige Belastung der betroffenen Geschäftsbanken mit eine langfristigen „todsicheren“ Zinseinnahme und garantierten Rückzahlung.
Erst im zweiten Schritt kommen die Finanzmärkte ins Spiel. Diese Teilnehmer kaufen dann von den GBs des Bieterkreises die Staatsanleihen ab und bezahlen es mit ihrem Giralgeld-Guthaben (das Buchgeld der Geschäftsbanken). Zinsbestimmend sind diese Akteure in keinster Weise. Die von der Regierung gezahlten Zinsen in Form von ZB-Buchgeld (= Reserven) fließen immer über die Konten der GBs an die Nichtbanken-Besitzer. Dabei werden die ZB-Zinsen wieder in Giralgeld-Zinsen umgetauscht. Eine doppelte Ausweitung der Geldmenge – Reserven und Giralgeld!
Warum muss der Staat als Währungshersteller für notwendige Ausgaben noch zusätzlich Zinsen aufwenden?